"Rülps-Video" der Tirol Werbung erzeugt weitere Nachbeben
Das offizielle Tirol macht Barbra Streisand gerade alle Ehre. Oder besser gesagt dem nach der US-Sängerin- und Schauspielerin benannten Streisand-Effekt. Der beschreibt das Phänomen, wie nach einer für den Betroffenen unangenehmen Nachricht durch dessen ungeschicktes Vorgehen nur weiter Aufmerksamkeit für die Geschichte erzeugt wird.
Im konkreten Fall geht es um eine peinliche Panne bei der Tirol Werbung. Die hat, wie berichtet, ein nicht für die Öffentlichkeit bestimmtes Image-Video versehentlich in den sozialen Medien online gestellt. Zu sehen: Eine Urlauberfamilie, die in den Bergen aus voller Inbrunst rülpst.
Entschuldigung der Chefin
Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung, rückte am vergangenen Wochenende umgehend aus und entschuldigte sich. Der Clip sei nur ein - abgelehnter - Vorschlag einer Agentur gewesen und "versehentlich" im Rahmen eines isolierten Werbemitteltests auf Facebook aufgetaucht.
Der Fauxpas machte international Schlagzeilen und sorgt für Häme. Am Dienstag sah sich dann sogar Tirols Tourismus-Landesrat Mario Gerber (ÖVP) zu einer öffentlichen Stellungnahme genötigt und forderte, "dass dieser Vorfall lückenlos aufgearbeitet werden muss." Damit beauftragt wurde Josef Margreiter, Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding GmbH, zu der die Tirol Werbung gehört und deren Chef er jahrelang war.
Damit aber nicht genug, will Gerber nun gar ein von der Tiroler Tageszeitung als "Krisengipfel" tituliertes Treffen nach Ostern einberufen, bei dem er mit den Spitzen der Tourismusbranche über mögliche Konsequenzen aus dem "Rülps-Video" beraten möchte. Freigegeben wurde die Produktion des Spots noch vor Amtsantritt von Seiler.
Offene Fragen
Gerber will jedenfalls "nicht zur Tagesordnung übergehen", wie er sagt. Er will wissen, wie der Aufreger überhaupt produziert werden konnte: „Für so ein Video benötigt es ja ein Drehbuch. Wer hat es abgesegnet, wer es zuvor kontrolliert und warum wurde für so einen inakzeptablen Werbefilm überhaupt Geld ausgegeben?", stellt er gegenüber der TT infrage.
Weitere Schlagzeilen und Aufmerksamkeit für das "Rülps-Video" sind also garantiert. Ob damit der angeblich befürchtete Image-Schaden für das Tourismusland Tirol begrenzt oder gar vergrößert wird, wird sich weisen.
Bereits vor zwei Jahren hatte ein Werbevideo der Tirol Werbung Schlagzeilen gemacht. Damals brachte ein Spot Vertreter der Tiroler Landwirtschaftskammer (LK) auf die Palme.
Grund dafür war, dass in dem Video ein Krampus in seinen Latte Macchiato statt Kuhmilch Hafermilch wollte - und die Tiroler Kellnerin sich damit freundlich einverstanden zeigte. LK-Präsident Josef Hechenberger (ÖVP) hatte dies gar als "Affront gegenüber der Tiroler Landwirtschaft" bezeichnet. Die Tirol Werbung ruderte auch in diesem Fall zurück.
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