Roadrunner-Szene: Polizei jagt die "Schummelklappen"
„10.000 Euro. Mindestens. Eigentlich mehr“, sagt der Fahrer und lächelt. Per Knopfdruck fährt das Fahrgestell seines Skodas einen Stock tiefer. „Zwei Zentimeter Bodenabstand, acht sind erlaubt“, sagt der Beamte auf dem Kontrollplatz in Wien-Margareten. Dem Wagen wird das Nummerntaferl abgenommen, die Strafe wird saftig ausfallen.
Doch Geld scheint bei manchen in der Szene ohnehin nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. „Bussard 31 unterwegs“, lautet der Funkspruch. Die PS-starke zivile Funkstreife biegt auf den Gürteil ein. Bei der Ampel daneben hält ein orange-roter Audi an. Das Motorgeräusch ist laut, es gluckert leicht. Sofort ist die Aufmerksamkeit der beiden Beamten geweckt.
Als es Grün wird, steigt der Lenker aufs Gas. „Blaulicht aufs Dach“, raunt der Mann am Lenkrad. Mit Tatütata geht es von kurz nach dem Matzleinsdorfer Platz bis zum Margaretengürtel. Dort wird der Nachwuchs-Rennfahrer angehalten. „Alles Original“, raunzt der junge Mann aus dem Auto.
Die Beamten hegen aber einen Verdacht, der sich später bestätigen wird. Doch zunächst wird dem Mann Zulassungsschein und Führerschein abgenommen. Anschließend muss er zum Kontrollplatz folgen. Der Wagen schaut wie ein Audi A3 aus, es ist aber die extreme Version RS 3. Das bedeutet 400 PS, der Wagen kostet in der Basisversion 70.000 €.
Großes Problem sind für die Verkehrspolizei derzeit so genannte Auspuffklappen. Diese sind entweder fix verbaut oder können nachträglich montiert werden. Es gibt verschiedene Stellungen der Klappe im Rohr, die per Knopf oder Handy verändert werden können. Bei offener Klappe werden die Auspuffgase am Schalldämpfer vorbeigeleitet – das hat nur einen Sinn, der Auspuff wird lauter. Und gluckst dann.
„Das laute Sportprogramm ist verboten, das steht auch im Benutzerhandbuch“, berichtet einer der Beamten. Auf dem Prüfstand des Magistrats bestätigt sich alles. Mit offener Klappe ist der Audi 12,8 Dezibel lauter als erlaubt. Bei 13 Dezibel muss das Kennzeichen abgenommen werden. „Wohl kein Zufall“, meint einer der Verkehrspolizisten.
Der Lenker sieht das hingegen nicht ein. Wenn solch ein Sportprogramm zum Krawallmachen eingebaut ist, warum darf es dann nicht benützen? „Habe ich das nur für meine Garage gekauft“, fragt er die Beamten.
Sieben Stunden war die Wiener Verkehrspolizei in der Nacht auf Sonntag im Einsatz. Bei 13 kontrollierten Roadrunnern mussten 41 Anzeigen erstattet werden, drei Autos wurde das Kennzeichen abgenommen. Quasi nebenbei gingen zwei Drogen- und ein Alkolenker ins Netz.
„Wir führen solche Kontrollen das ganze Jahr durch und werden weitere machen“, sagt Einsatzleiterin Oberstleutnant Christine Krenn. Die aktuelle Roadrunner-Szene ist vor allem rund um die Triester Straße und die Meidlinger Hauptstraße aktiv. Zuletzt wurde dort ein Auto gestoppt, das um 87.000 Euro umgebaut wurde. Was der Tuner vergessen hat: Dadurch wurde das Fahrzeug so umgebaut, dass die Bremsen nicht mehr funktionierten.
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