Rettungswesen: Sanitäter in Kurzarbeit geschickt

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Dass stattdessen Zivildiener für die Arbeit eingesetzt werden, sorgt bei den betroffenen Mitarbeitern für Unverständnis.

489 Mitarbeiter des Roten Kreuzes wurden in Kurzarbeit geschickt. Bei einer Organisation, die in der Coronakrise so präsent ist, scheint das schwer vorstellbar. Allein in Niederösterreich sind 223 Mitarbeiter betroffen.

In der Zentrale in Wien erklärt man, dass gewisse Tätigkeitsbereiche derzeit ausfallen – etwa Erste-Hilfe-Kurse, Seniorentreffs oder Aktivitäten mit dem Jugend-Rot-Kreuz. Man habe versucht, Mitarbeiter, die über die entsprechenden Qualifikationen verfügen, anderswo einzusetzen. So sollen jene mit einer Sanitäterausbildung dem Rettungsdienst zugeordnet worden sein.

Ein langjähriger Mitarbeiter weist diese Aussage zurück: Der Familienvater hat zwar eine Rettungssanitäter-Ausbildung, seine Arbeitszeit wurde dennoch um mehr als die Hälfte gekürzt. Bis Ende Juni werde er in Kurzarbeit sein, erzählt er dem KURIER.

„Alle unsere Mitarbeiter werden aus der Kurzarbeit zurückgeholt, sobald dies möglich ist.“

von Sonja Kellner

Pressesprecherin Rotes Kreuz NÖ

Gleichzeitig hat das Rote Kreuz einen Großteil jener österreichweit rund 3.500 junger Männer beschäftigt, deren Zivildienst verlängert wurde bzw. die sich freiwillig zum außerordentlichen Zivildienst gemeldet haben, 377 davon in Niederösterreich.

90 Prozent sind ebenfalls im Rettungsdienst eingeteilt.

Unverständnis gegenüber Entscheidungsfindung

Bei den von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeitern sorgt das für Empörung. Zudem herrscht Unverständnis angesichts der Auswahl jener Mitarbeiter, die in Kurzarbeit geschickt worden sind: „Von Kollegen aus anderen Bezirksstellen, die in derselben Position sind wie ich, weiß ich, dass sie weiter normal arbeiten“, sagt ein Betroffener.

Das Rote Kreuz NÖ meint dazu: „Wir haben uns jede Bezirksstelle und jede Person angesehen. Es gibt unterschiedlich große Bezirksstellen mit unterschiedlichen Angeboten – daher ist es notwendig, die Entscheidungen für und in Zusammenarbeit mit jeder einzelnen Bezirksstelle zu treffen.“

"Keine Kurzarbeit im Rettungsdienst"

Am Mittwoch meldete sich Gerald Czech, Marketing-Verantwortlicher beim Roten Kreuz, via Twitter zu Wort: "Im Rettungsdienst - dem die Zivildiener zugeteilt sind - kann und wird es keine Kurzarbeit geben." Und weiter: "In Bereichen, die derzeit stehen (Erste Hilfe Ausbildung, Verwaltung und soziale Dienste) sehr wohl". 

Auch der Samariter-Bund hat in Oberösterreich, Salzburg und Wien Kurzarbeit angemeldet – es sei aber nur ein Bruchteil der 1.500 fixen Mitarbeiter, heißt es. Auch hier seien Angebote betroffen, die derzeit nicht in Anspruch genommen werden. Zugewiesen wurde dem Samariterbund österreichweit 179 freiwillige Zivildiener, dazu kommen 138 verlängerte. Diese brauche man vor allem für „Essen auf Rädern“.

 

Hinweis: Die Stellungnahme von Gerald Czech wurde nach Erscheinen des Artikels am Mittwochnachmittag hinzugefügt. 

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