Obwohl der Samariterbund im Krisenstab der Regierung vertreten ist, beklagt Schnabl eine Bevorzugung des Roten Kreuzes durch die schwarz-grüne Bundesregierung und rückt den Mitbewerber ins ÖVP-Eck.
Kritik von Schnabl
Schnabl kritisiert, dass in der Corona-Krise der Eindruck geschürt werde, das Rote Kreuz habe in Relation zu anderen Rettungsorganisationen einen Vorsprung in seiner Expertise: „Der Samariterbund wünscht sich eine stärkere Einbindung in die Abläufe bei der Virusbekämpfung. Da dürfen parteipolitische Überlegungen keinen Platz haben. Ein Konkurrenzverhältnis der NGOs oder auch ein Lagerdenken der unterschiedlichen Couleurs ist kontraproduktiv“, sagt Schnabl.
Dass das ausgerechnet aus dem Mund von jemandem kommt, der als Chef der niederösterreichischen SPÖ alles andere als unparteiisch ist, stößt dem Roten Kreuz sauer auf.
"Für uns zählt nur Humanität"
Nun hat sich Präsident Gerald Schöpfer mit einer Videobotschaft in die Debatte eingemischt: „Das Rote Kreuz ist in der Corona-Krise so präsent, dass gefragt wird, wie schaut es mit eurer Unabhängigkeit aus. Für uns zählt nur die Humanität. Es gibt ein Rotkreuz-Gesetz, das uns auffordert, dort Hilfe zu leisten, wo Not vorhanden ist“, so Schöpfer.
Es sei klar, dass man als Organisation der Regierung beistehen müsse, ganz gleich welche politische Farbe diese habe. „Wir sind ja auch bei anderen Katastrophen oder dem Flüchtlingsstrom, zur Stelle gewesen“, stellt Schöpfer klar. Und damals war die Regierung nicht schwarz-grün, sondern es regierte ein roter Bundeskanzler.
72.000 Freiwillige
Fakt ist, dass das Rote Kreuz die größte Rettungsorganisation des Landes ist. 72.000 Freiwilligen, 8.600 Hauptberuflichen und 4.500 Zivildienern in 134 Bezirksstellen stehen beim Arbeiter-Samariterbund 7.700 Ehrenamtliche, 2.200 hauptberufliche Mitarbeiter und 1.137 Zivildiener gegenüber. Auf ein Mitglied des Samariterbundes kommen in etwa zehn Rotkreuz-Helfer.
Verwunderung über Schnabls Kritik
Sowohl das Rote Kreuz als auch Mitglieder des Krisenstabs sind über Schnabls Kritik verwundert, weil der Samariterbund in den Gremien des staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements bisher keine Kritik über eine etwaige Bevorzugung des Roten Kreuzes oder die Verteilung der Aufgaben geäußert habe.
In einem konkreten Punkt schießen sich neben dem ASBÖ auch die Johanniter auf das Rote Kreuz ein. Nämlich was die Verteilung der außerordentlichen Zivildiener betrifft. Die Rettungsorganisation manage dies nicht so professionell wie die sonst dafür zuständige Zivildienstagentur.
"Arbeiten eng zusammen"
In Niederösterreich selbst zeigt man sich über die Aussagen des SPÖ-Politikers verwundert.
„Wir arbeite seit Beginn des Covid-19-Einsatzes – so wie auch im Normalbetrieb – eng mit dem ASBÖ zusammen, um für die Menschen die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Es sind auch beide Organisationen in den Stäben der Behörden vertreten – die Aufteilung der Aufgaben erfolgt entsprechend der Verfügbarkeit der Ressourcen“, sagt Josef Schmoll, Präsident des nö. Roten Kreuzes zum KURIER.
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