Rat auf Draht: Enormer Anstieg bei Schulverweigerern

Rat auf Draht: Enormer Anstieg bei Schulverweigerern
Immer mehr Eltern melden sich bei Rat auf Draht, weil ihr Kind sich weigert, die Schule zu besuchen. Die Gründe dafür können vielfältig sein.

Die Zahl der Kinder, die den Unterricht nicht besuchen wollen, nimmt immer mehr zu. Das zeigen Gespräche von elternseite.at - der Beratungsplattform von Rat auf Draht, die Eltern und Bezugspersonen unterstützt und berät. Im Schuljahr 2022/23 (1. September 2022 bis Stichtag 18. Juni 2023) meldeten sich 25 Eltern aufgrund der Schulverweigerung ihres Kindes - im aktuellen Schuljahr (bis Stichtag 18. Juni)  waren es schon 93 Väter und Mütter. Das ist ein Anstieg um 272 Prozent.

„Manchmal haben Kinder einfach keine Lust auf Schule und würden lieber zuhause bleiben. Diese vorübergehende Unlust kennen wir doch alle und sie ist auch völlig normal. Hellhörig sollten Eltern werden, wenn sich das Kind regelmäßig oder länger andauernd weigert, in die Schule zu gehen. Eine Schulverweigerung geschieht meist nicht plötzlich, sondern schrittweise“, sagt Lena Kaiser, Psychologin und Beraterin bei elternseite.at von Rat auf Draht. Wenn das Kind die Lust am Lernen verliert, in der Früh nicht aufstehen möchte und häufig aus der Schule abgeholt werden will, sind das erste Warnsignale. 

Gründe sind vielfältig

Warum Kinder sich weigern, die Schule zu besuchen, können sehr unterschiedlich sein. „Die Ängste, Bedürfnisse und Gedanken, die hinter einer Schulverweigerung stecken, können sehr vielfältig sein. Schwierigkeiten mit Mitschülern, Trennungsängste oder zu hoher Leistungsdruck können ebenso ursächlich sein wie Unterforderung, Schwierigkeiten mit Lehrpersonen, Mobbing, familiäre Veränderungen oder psychische Erkrankungen,“ sagt Psychologin Kaiser. Diese Gründe gilt es auch für die Expertinnen von elternseite.at zusammen mit den Müttern oder Vätern in den Gesprächen herauszufinden und dann die entsprechenden Lösungsansätze zu finden.

Weigert sich das Kind in die Schule zu gehen, geraten Eltern enorm unter Druck - gilt ja in Österreich die 9-jährige Schulpflicht. „Viele Eltern sind verzweifelt und fragen sich, wie sie richtig reagieren können“, sagt Kaiser. Die Expertinnen von elternseite.at raten dazu, sich in die Situation des Kindes hineinzuversetzen, Verständnis zu zeigen und Unterstützung zum gemeinsamen Lösen des Problems anzubieten. Fehl am Platz seien Vorwürfe, denn auch für die Kinder selbst ist der Leidensdruck oft hoch.

Sinnvoll kann auch der Austausch mit dem Umfeld und den Lehrkräften sein. Eltern sollten ihr eigenes Verhalten kritisch hinterfragen, etwa ob sie das Kind zu stark unter Druck setzen. „In belastenden Situationen ist es hilfreich, den Druck herauszunehmen. Beharren Sie nicht auf Top-Leistungen und schnelle Lösungen. Ihr Kind hat gerade eine schwere Zeit. Heben Sie hervor, was es besonders gut kann und was sie großartig finden. Es geht vor allem darum, ihr Kind und nicht die Schulverweigerung zu unterstützen“, rät Kaiser.

„Achten Sie neben Veränderungen im Verhalten des Kindes auch auf körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Magenprobleme oder Schlafstörungen. Sie können mit den Gründen für die Schulverweigerung zusammenhängen. Beobachten Sie, ob Ihr Kind etwa auch an schulfreien Tagen Bauchweh hat“, so Kaiser.

Schule einbeziehen

Der Austausch mit der Schule ist besonders wichtig, um das Problem der Schulverweigerung zu lösen. „Versuchen Sie herauszufinden, wie gut Ihr Kind in den Schulalltag eingebunden ist und wie die Schule die Situation einschätzt. Zusammen können Unterstützungsmaßnahmen erarbeitet werden. Viele Schulen haben geschultes Personal dafür, das gerne berät und Unterstützung anbietet“, so Kaiser.

Wehrt sich das Kind auf Dauer gegen die Schule oder will gar nicht mehr hingehen, sollte zusätzlich psychiatrische oder psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden. Die Berater und Beraterinnen des Portals elternseite.at stehen für Fragen rund um Kinder, Erziehung und Schulverweigerung zur Verfügung: „Ein Gespräch kann bereits entlastend wirken und ist der erste Schritt hin zur Lösung“, so Kaiser.

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