Rapid-Handtuch als Schlüssel für Brandinferno
Mit dem Toreschießen läuft es für die Hütteldorfer derzeit nicht ganz so gut. Dafür könnte ein Rapid-Handtuch der Schlüssel zur Klärung von einem der verheerendsten Waldbrände Österreichs sein. Die Ermittler erwarten sich zumindest ein Jahr nach dem Inferno von Hirschwang im Schneeberg-Rax-Gebiet (Bezirk Neunkirchen) den entscheidenden Hinweis von den wohl wichtigsten Zeugen im Wald.
Es klingt kurios, aber das Handtuch der Grün-Weißen ist der wohl letzte Hoffnungsschimmer der Brandermittler des nö. Landeskriminalamtes, die Verursacher der Katastrophe vielleicht doch noch zu finden. Sie wenden sich mit einem Zeugenaufruf an die Öffentlichkeit. Im Zuge der Ermittlungen ist zuletzt ein interessanter Hinweis von Wanderern eingegangen, erklärt Chef-Brandermittler Erich Rosenbaum. Ein Pärchen hat am 24. Oktober 2021, also einen Tag vor Ausbruch des Feuers, gegen 9.30 Uhr früh auf dem Mittagstein im Bereich des Jägersteiges zwei junge Männer getroffen.
Morgentoilette
Die beiden, etwa 20 bis 25 Jahre alt und Deutsch sprechend, dürften in einem Zwei-Mann-Zelt am Berg übernachtet haben und waren gerade dabei, die Morgentoilette im Wald zu erledigen und sich die Zähne zu putzen. „Dem Paar ist dabei das markante Rapid-Handtuch ins Auge gestochen, welches einer der Männer zum Abtrocknen verwendet hat“, sagt Rosenbaum.
Diese zwei Zeugen könnten wichtige Wahrnehmungen gemacht haben, wer sich sonst noch in dem Gebiet aufgehalten hat. Das Landeskriminalamt sucht daher nach den beiden Männern beziehungsweise sachdienlichen Hinweisen unter 059 133-30-33 33.
Auch wenn der volkswirtschaftliche Schaden von 30 Millionen Euro nach dem Inferno niemals eingetrieben werden kann, hätte eine Klärung zumindest generalpräventiven Charakter, heißt es vonseiten der Ermittler, der Feuerwehr und dem Grundbesitzer, der Stadt Wien. „Illegale Lagerfeuer im Wald sind keine Seltenheit und schon lange kein Kavaliersdelikt“, sagt Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz. Er hat die Hand auf das Schutzgebiet der Wiener Hochquellwasserleitung in Hirschwang und Umgebung.
Handydaten
Der öffentliche Druck in der Causa war jedenfalls so groß, dass sich die Justiz zwei Tage vor Ende der sechsmonatigen Frist doch noch entschieden hat, grünes Licht für eine Funkzellenanalyse zu geben. Die verwertbaren Handydaten vom Tatort sollten ausgewertet werden. Allerdings konnten die Ermittler nur noch auf einen Teil davon zugreifen. Denn beim Telefonanbieter Magenta werden die Aufzeichnungen bereits nach vier Monaten gelöscht.
Forensiker werteten in monatelanger Arbeit Tausende Datensätze aus und überprüften an die 3.000 Mobilfunknutzer, die im relevanten Zeitraum in einem der Sender eingeloggt waren. Allerdings ohne entscheidendes Ergebnis.
Die Aufforstung wird Jahrzehnte dauern
Es wird Jahrzehnte dauern, bis sich der Wald und die Natur im Rax-Schneeberg-Gebiet von der Katastrophe erholen werden.
Das Feuer und die Hitze haben dem Boden schweren Schaden zugefügt, der Wiederaufbau einer Humusschicht wird lange Zeit in Anspruch nehmen, erklärt Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz. Der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt setzt bei der Renaturierung des Quellschutzwaldes auf hitzeresistente Baumarten. Flachwurzler bekommen in den oberen 20 Zentimetern der Erdschicht in langen Trockenperioden zu wenig Feuchtigkeit ab. Deshalb kommen bei der Aufforstung wärmeliebende Baumarten wie Schwarzkiefer, Buche und Eiche zum Einsatz.
Durch die Dürre steigt auch die Waldbrandgefahr. Aus diesem Grund hat Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky der Feuerwehr Wildalpen ein aufgerüstetes Waldbrandfahrzeug übergeben. Der Quellenschutzwald der Stadt Wien in Niederösterreich (Rax/Schneeberg) und der Steiermark (Hochschwab) weist eine Fläche von 33.000 Hektar auf.
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