Auch die 21-jährige Maria (Name von der Redaktion geändert) hatte Probleme dabei. Sie entschied sich, aufgrund von Familienproblemen zur Therapie zu gehen.
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Ihre erste Therapeutin fand sie über Google. Sie war zum damaligen Zeitpunkt 15 Jahre alt. Mit 17 brach sie die Therapie aber ab: „Meine Therapeutin machte einen unangebrachten Kommentar zu meiner Familiensituation. In dem Moment wusste ich, ich muss jemand anderen suchen“, erzählt Maria.
Wem kann ich mich öffnen?
Eine erfolgreiche Therapie basiere laut der Psychologin Malgorzata Zanki auf der Beziehung zwischen dem Patienten und dem Therapeuten. Deshalb sollte man sich vorab schon Gedanken darüber machen, bei welchem Menschen man sich am ehesten öffnen könnte.
„Ganz wichtig ist es, ehrlich zu sich selbst zu sein, und sich zu fragen, ob man eher mit einem Mann oder einer Frau, einer jüngeren oder älteren Person zurechtkommen würde“, sagt Zanki.
Das Porträtbild des Therapeuten auf der jeweiligen Website könnte dabei helfen zu entscheiden, ob man jemanden sympathisch findet oder nicht. Zudem kann die Selbstbeschreibung des Therapeuten ebenso ein Grund sein, eine Person auszuschließen oder für die individuelle Behandlung in Betracht zu ziehen.
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Nach diesen Kriterien suchte sich Maria ihre zweite Therapeutin: „Ich wusste, dass ein Mann als Therapeut für mich nicht infrage kommen würde, vor allem weil ein Mann bei mir zu Hause das Problem war.“ Schlussendlich entscheidet laut Zanki das Erstgespräch, ob der Patient mit dem Therapeuten kompatibel ist oder nicht.
Eine weitere Möglichkeit, sich einen Therapeuten auszusuchen, besteht darin, sich in seinem Umkreis nach Empfehlungen umzuhören. Der 22-jährige Lukas (Name und Alter von der Redaktion geändert) war bisher bei zwei Therapeuten in Behandlung und kam beide Male durch Empfehlungen zu ihnen.
Warum nach wie vor viele mit Therapie hadern
„In meinen Fällen war ich froh, immer durch persönliche Empfehlungen und Hinweise zu Therapeuten gefunden zu haben. Wenn mir jemand persönlich empfohlen wird, dann fällt es mir viel leichter, mich dieser Person auch zu öffnen.“
Sich wie Maria und Lukas in Behandlung zu begeben, fällt vielen Menschen – vor allem Männern – schwer. „Die traditionellen Rollenbilder in unserer Gesellschaft besagen, dass Männer immer stark sein müssen und keine Schmerzen zeigen dürfen. Deswegen fällt es ihnen auch oftmals schwer, Hilfe zu suchen“, erklärt Zanki.
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Der Fehler bestehe in den meisten Fällen auch darin, sich einzureden, dass es in Wahrheit kein Problem gibt, solange nicht darüber gesprochen wird. Zanki beobachtet aber, dass immer mehr Männer den Schritt in die Therapie wagen. Dass es sich auszahlt, zeigt auch das Beispiel von Lukas: „Nie habe ich es bereut, mit der Therapie angefangen zu haben.“
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