Prozess: See verkauft, Steg abgerissen, Kleidung weg

Der Sommersbergsee
Posse um den Sommersbergsee: Ein Angeklagter lag beim Verhandlungsauftakt im Spital.

Der junge Arbeiter wirkt etwas verloren als einziger der Angeklagten, der am Dienstag übrig bleibt. „Wie die Polizei gekommen is’ und gefragt hat, was ich da mach’, hab’ ich gesagt, na, meine Arbeit!“, erinnert er sich. „Die ist mir angeschafft worden.“Nur einer von elf Strafanträgen in diesem aberwitzigen Verfahren betrifft ihn, das Abreißen einer Badeplattform am Sommersbergsee. Damit geriet er allerdings mitten in die Provinzposse um den Moorsee in Bad Aussee: Seit 2017 wird gestritten, geklagt und ermittelt.

 

Es geht um Eintrittsgelder und illegale Sperren von Wegen, um Diebstahl von Kleidung, um Drohung, Körperverletzung, Nötigung. Doch was hat der Arbeiter mit all dem zu tun? Gar nichts, befindet der Leobener Richter und spricht ihn vom Vorwurf der Sachbeschädigung frei: Der Mann habe nur den Auftrag seines Chefs erfüllt. „Das war’s“, kommentiert der Richter.

 

Eine Frage von Millionen

Allerdings war’s das nur für den leichten Teil dieses Falles. Alles andere ist verzwickt, seit der See 2016 den Besitzer wechselte. Ein Investor schlug um 1,4 Millionen Euro zu, doch 2017 behauptete der ehemalige Eigentümer, ein Landwirt, er sei über den Tisch gezogen worden: Die Liegenschaft sei neun Millionen Euro wert, zivilrechtliche Verfahren laufen.

Aber auf deren Ende wollte der Bauer nicht warten. Deshalb soll er den Zugang zum See verbarrikadiert und Badegästen das Gewand stibitzt haben ein Mann sei Dieb und Kleidung hinterhergelaufen, nackt.Der Landwirt hätte am Dienstag neben dem Arbeiter sitzen sollen, aber er meldete sich rechtzeitig: Er sei erkrankt. Bleiben noch zwei weitere Angeklagte, der Seenkäufer und eine Juristin. Sie ist da, er aber nicht.

„Und wo ist denn jetzt der Herr Angeklagte?“, fragt der Richter und wirkt etwas ungeduldig: Dies der dritte Anlauf, um die Causa Sommersbergsee zu verhandeln. Zwei Mal musste dieser Prozess schon abgesagt werden wegen Verhandlungsunfähigkeit von Angeklagten. Das passiert auch am Dienstag, diesmal überraschend. Denn der Richter hat sich vergangene Woche ein Gutachten eines Arztes besorgt: Es attestierte dem Betroffenen, dem Prozess beiwohnen zu können.

Aber am Dienstag ist der Investor im Spital. „Das ist kein Fake, sondern Leistenbruch“, moniert dessen Anwalt. Der Richter droht Vorführung durch die Polizei an, das verpufft aber: Der Angeklagte bleibt, wo er ist: im Spitalsbett. „Zuständig bleibe ich trotzdem“, verspricht der Richter und verschiebt den Teil der Verhandlung erneut.

Fortsetzung folgt.

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