Home Invasion: Acht Angeklagte sitzen in Graz vor Gericht

Gerichtssaal in Graz
Die Angeklagten sollen eine 55-jährige Frau in ihrem Haus gefesselt und ausgeraubt haben - auch der Ex-Freund des Opfers ist unter den Tätern.

Stundenlang war die Steirerin gefesselt: Mit Kabelbindern hatten die Einbrecher ihre Hände und Beine fixiert. Irgendwann schaffte es die 55-Jährige, zu einem Kugelschreiber zu gelangen und die Fesseln zu lockern - da waren die Täter längst weg.

Am Donnerstag beginnt der Prozess gegen acht Männer, denen der Raubüberfall auf die Steirerin vom Dezember des Vorjahres angelastet wird.

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Im Schwurgerichtssaal - ausgewählt wegen der Größe des Raums - erscheinen zunächst aber nur sieben Angeklagte, einer muss erst von der Polizei geholt werden.

Der Staatsanwalt klagt Raub, Diebstahl, Körperverletzung und Freiheitsentzug an: "Das ist eine verabscheuungswüdige widerliche Tat."

Der Tipp kam vom Ex-Freund

Doch nicht alle acht Angeklagten sollen direkt im Haus gewesen sein: Vier Angeklagten wird vorgeworfen, im Dezember 2022 vermummt in das Einfamilienhaus eingedrungen zu sein, in dem die Steirerin alleine lebte. Den übrigen wird vorgeworfen, beim Transport geholfen oder den Tipp gegeben zu haben, dass in dem Haus einiges zu holen wäre.

Unter diesen Angeklagten ist auch ein Ex-Freund des Opfers, ein 48-jähriger Bosnier. Er soll verraten haben, wo der Tresor steht - eingemauert in einem Hasenstall. Außerdem soll er einen Zweitschlüssel zum Haus anfertigten haben lassen.

Da der 55-Jährigen beim Überfall die Safekombination aufgrund ihres Schockzustandes nicht einfiel, stemmten die Täter den Tresor aus der Wand und nahmen ihn mit.

Was sich im Safe befand

Die Einbrecher entkamen mit Beute im Wert von mehreren Hunderttausend Euro. Im Tresor befanden sich Gold- und Silbermünzen und wertvoller Schmuck sowie Bargeld.

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Die Verdächtigen konnten bald nach der Home Invasion verhaftet werden, zuletzt im Februar 2023 zwei Tschetschenen, 27 und 28 Jahre. Nach einem mutmaßlichen Täter wird aber noch international gefahndet: Der zuletzt in Leoben wohnende Brasilianer (22) ist nach dem Überfall untergetaucht.

Erstes Urteil früher als erwartet

Um die Spuren zu verwischen, sollen falsche Kennzeichen am Fluchtauto montiert worden sein. Außerdem nahmen die Räuber ihre Mobiltelefone nicht mit. Allerdings fanden sich bei einem Mann, der die Polizei zu seinen Komplizen führte, Skizzen des Einfamilienhauses.

Für die Verteidiger nicht genug Beweise: "Das sind Thesen und Vermutungen, nicht einmal Indizien“, merkt einer der Anwälte an. Der Prozess ist für mehrere Tage angesetzt, doch für vier Angeklagte endet das Verfahren in erster Instanz früher als erwartet: sie waren nur wegen Falschaussage  bzw. Hehlerei angeklagt  -   es setzt  nicht rechtskräftige Haftstrafen zwischen zwei und zehn Monaten bedingt, ein Mann fasst wegen Vorstrafen 15 Monate unbedingt aus.

Der Prozess gegen die vier mutmaßlichen Haupttäter wird vertagt.

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