Home Invasion nennt sich die besonders skrupellose Verbrechensform, bei der Kriminelle in Wohnungen oder Häuser eindringen und ihre Opfer fesseln, knebeln und oft auch schwer misshandeln.
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Das Einzige, das den Traumatisierten später einen kleinen Lichtblick liefert ist, wenn die Übeltäter sitzen und das Verbrechen restlos geklärt ist. Ein solcher Erfolg ist Josef Deutsch und seinem Team in enger Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Oberösterreich nun gelungen.
Im Teamwork haben sie eine Home Invasion von November 2022 in Oed-Öhling (Bezirk Amstetten) und einen bewaffneten Raubüberfall auf ein Bankinstitut in Leonding (Bezirk Linz-Land) nun restlos geklärt. Ein Österreicher (21), ein Kroate (31) und ein Bosnier (24) sind bereits im Juni am Landesgericht St. Pölten zu unbedingten Freiheitsstrafen von 2,5 bis acht Jahren verurteilt worden.
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Nun wurde ein weiterer Drahtzieher ausgeforscht beziehungsweise geschnappt. Die entscheidenden Hinweise lieferte der 24-jährige Bosnier. Der Mann wurde wegen des bewaffneten Banküberfalls vom Dezember 2022 in Leonding kurz vor Weihnachten gefasst. Im Verhör legte er auch ein Geständnis zu der Home Invasion ab und begann zu singen.
Er machte Angaben zu seinen Komplizen. Neben dem 21-jährigen Österreicher und dem Kroaten (31) nannte er einen gewissen „Igor“, der an dem Überfall beteiligt gewesen sein soll.
Zusammen hatte die Bande am 3. November 2022 in den Morgenstunden einen 43 Jahre alten Mann überfallen. Zwei Männer hatten sich als Paketzusteller getarnt und an der Türe geklingelt, während einer der Gangster in einem Auto wartete. Sie hielten dem Opfer eine Pistole an den Kopf.
Todesangst
Der 43-Jährige hatte Todesangst, als er geschlagen und an einen Sessel gefesselt wurde. Der Mann wurde so lange malträtiert, bis er den Kriminellen etwas Geld und Schmuck gab. Weil sie sich damit aber nicht zufriedengeben wollten, durchwühlten sie Schränke und Kästen und stellten das Haus auf der Suche nach hochpreisigen Uhren auf den Kopf – ohne Erfolg. „Es wird oft massive Gewalt angewendet, auch wenn die Beute wie in diesem Fall nur ein paar Hundert Euro ausmacht“, erklärt Deutsch.
Die Hartnäckigkeit der Kriminalisten in dem Fall zahlte sich aus. Mithilfe von Verbindungsbeamten in Serbien und Montenegro konnte „Igor“ als ein 29-jähriger Deutscher entlarvt werden. Er wurde am 9. Juni in Gelsenkirchen festgenommen, vor Kurzem erfolgte seine Auslieferung nach Österreich.
Er schwieg bisher in den Einvernahmen. Gesucht wird von der Polizei noch ein 36-jähriger Serbe namens „Slobo“, der ebenfalls bei der Tat mitgewirkt haben soll. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat einen Europäischen Haftbefehl erlassen.
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