Früher Prediger, heute Influencer: Wie der Politische Islam seine Anhänger findet

46-215052988
Extremisten würden digitale Medien sehr geschickt nutzen, warnt die Leiterin der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI). Was man tun kann und wie schwierig Forschung in diesem Feld ist.

Waren es früher radikale Prediger in Moscheen, sind es heute vor allem islamistische Influencer: Der Politische Islam hat viele Gesichter – und viele Wege, in Europa Anhänger zu erreichen. Das zeigte sich zuletzt etwa beim mutmaßlichen Attentäter von Villach: Wie nun bekannt wurde, soll er sich ausschließlich über das Internet radikalisiert haben (siehe auch unten).

Eine neue Studie der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) zeigt, wie internationale Akteure in Österreich Einfluss nehmen: etwa die Muslimbruderschaft, die aus Ägypten stammt, oder die Millî-Görüş-Bewegung aus der Türkei. Beide konnten ihre antiwestlichen Botschaften lange relativ ungehindert verbreiten. Doch seit wann sind diese Organisationen in Österreich aktiv? Auf welchen Kanälen? Und wie kann man dagegen vorgehen? Der KURIER sprach mit DPI-Leiterin Lisa Fellhofer.

KURIER: Wann konnten Bewegungen wie Millî Görüş oder die Muslimbruderschaft hier Fuß fassen?

Fellhofer: Sie sind circa seit den 1960er-Jahren in Europa aktiv. Das hängt auch mit der Gastarbeitermigration zusammen. Historisch gesehen war Österreich etwa für viele Türken ein Zielland. Gleichzeitig muss man bedenken, dass einige der Bewegungen in ihren Herkunftsländern politisch verfolgt wurden. Ideologen der Muslimbruderschaft saßen etwa in Ägypten in Haft, oft unter schwierigen Bedingungen. Europa war für viele ein sicherer Hafen, wo man seine Religion frei ausleben konnte. Damit erklärt sich die Präsenz, die sie in Europa – auch hier – haben.

Fällt uns unser offenes Weltbild quasi auf den Kopf?

Kommentare