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Im April möchte die Tiwag ihr überarbeitetes Projekt zur Erweiterung des Kraftwerks Kaunertal für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) beim Land Tirol einreichen. Auf bisher vorgesehene Wasserableitungen aus dem Ötztal soll – zumindest vorerst – verzichtet werden. Die wurden von Naturschützern und auch der lokalen Bevölkerung bekämpft.
Nicht weniger umstritten ist aber die geplante Flutung des Platzertals. Dieser neue Stausee soll dann mit dem Gepatschspeicher im Kaunertal zu einem neuen Pumpspeicherkraftwerk verbunden werden. Ob es dazu kommt, wird am Ende des nun wieder anlaufenden Verfahrens feststehen.
Der erste Blick trügt
Wer das Platzertal nicht kennt und die Debatte nur aus der Ferne mitverfolgt, mag vielleicht nicht nachvollziehen können, warum unter anderem WWF, Alpenverein, Global 2000 und viele Wissenschafter erbittert gegen seine Zerstörung ankämpfen. „Obwohl das Tal auf den ersten Eindruck so trist und karg wirkt, hat es so eine Fülle an Leben“, sagt Sebastian Frölich.
Das Platzertal im Herbst. Im Vordegrund die Platzeralm
Der Naturfotograf kannte das Platzertal nicht, als er 2022 erstmals im Auftrag des WWF für Aufnahmen in diese abgelegene Region Tirols geschickt wurde. Seither ist er mehrmals auf eigene Faust zurückgekehrt und hat in Summe ein Monat dort verbracht.
Erst der Detailblick zeigt, was sich in diesem Hochtal auf über 2.300 Metern für Leben tummelt oder wie es im Lauf der Jahreszeiten imposant seine Farben wechselt.
Welttag der Gletscher
Am heutigen Welttag der Gletscher steht auch dieses Tal symbolisch für die einstige Macht der Eispanzer in den Alpen und ihr nun in Zeiten des Klimawandels rasantes Verschwinden. Eiszeitliche Gletscher haben diese Landschaft in den Ötztaler Alpen geformt.
Der hier ab dem 14. Jahrhundert betriebene Bergbau musste 1610 wegen des Vorrückens des Bergler Ferners eingestellt werden und fast 250 Jahre ruhen.
Heute sind von den Eisflächen am Talschluss, 1969 noch 29 Hektar groß, nur noch kümmerliche Reste geblieben. Noch fließt milchiges Gletscherschmelzwasser ins Tal und verbindet sich hier mit dem Wasser, das aus den Bergen quillt, zum Platzerbach, der mäandernd seinen Lauf nimmt.
Milchiges Gletscherwasser (links) und klares Quellwasser verbinden sich zum Platzerbach
Am Talboden hat sich über die Jahrhunderte ein rund 21 Hektar großes, nahezu unberührtes Moor – eines der größten in Österreichs Hochgebirge – gebildet. In und um seine Tümpel hat sich ein Lebensraum mit einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt etabliert.
Nur schwer zu erreichen
Es ist auch seiner Abgeschiedenheit geschuldet, dass das Platzertal nahezu unangetastet geblieben ist. „Es hat nicht jeder die Möglichkeit, da hochzugehen. Das ist ein ziemlicher Anmarsch“, sagt Frölich, der immer wieder seine schwere Fotoausrüstung anschleppen musste, um Flora und Fauna zu dokumentieren.
Sollte diese Landschaft unter Staufluten verschwinden, „wäre das das Schlimmste, das passieren könnte“, sagt der Deutsche. „Nicht nur der geflutete Bereich wäre betroffen. Es müssen Straßen gebaut werden, schwere Maschinen arbeiten. Es gibt nicht viel im Tal, das nicht betroffen wäre“, meint er.
Ausgleichsmaßnahmen der Tiwag könnten das nicht ersetzen, glaubt der Deutsche. „Es gibt einen Grund, warum sich Moore an genau diesen Stellen ansiedeln.“ Nur noch zehn Prozent der ursprünglichen Moorflächen Österreichs sind noch erhalten, nur ein Prozent noch in gutem Zustand.
Die Tiwag sieht in dem Projekt eine Möglichkeit, saubere Energie zu gewinnen. Pumpspeicher gelten zudem als große Batterien, in denen etwa Solarenergie gespeichert werden kann. „Wir brauchen saubere Energie. Aber ein Kraftwerk im Platzertal ist keine saubere Energie“, ist Frölich überzeugt.
Es gebe zudem Alternativen, sagt er und meint damit einen Vorschlag des WWF, das bereits im Ausbau befindliche Kraftwerk Kühtai zu erweitern. Über das Schicksal des Platzertals werden letztlich Behörden und Gerichte entscheiden. Bis dahin könnte es noch Jahre dauern.
(kurier.at)
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