Pflegeheime am Limit: „Ein Hilferuf an das Land“
Vertreter von gemeinnützigen, kirchlichen und privaten Pflegeheimen sitzen am Montag an einem Tisch und rufen um Hilfe, wie sie sich ausdrücken: „Das ist ein Hilferuf an das Land Steiermark, nicht an den Bund“, merkt Franz Ferner, Geschäftsführer der Volkshilfe, an. „Hier ist die Landesregierung zuständig. Man kann sich nicht auf den Bund herausreden.“ Es geht um Geld und mehr Mitarbeiter auf der einen Seite, aber auch um Gleichstellung unterschiedlicher Ausbildungen des Pflegepersonals.
Rund 220 Heime gibt es in der Steiermark, in denen an die 12.500 Bewohner betreut werden. Doch die Pandemie ist – allen Lockerungen zum Trotz – gerade in dem sensiblen Bereich gegenwärtig. „Das ist nach wie vor eine enorme Belastung“, betont Ferner. „Wir arbeiten noch immer unter Corona-Rahmenbedingungen.“
Keine Pandemiepause
Diese sind arbeitsintensiv für die Mitarbeiter und für die Betreiber teuer wegen der nötigen Sicherheitsmaßnahmen. „Dazu kommt, dass uns heuer im Sommer keine wirkliche Ruhepause gegönnt sein wird“, überlegt Ferner mit Blick auf wieder steigende Infektionszahlen. „Und wir wissen, dass es im Herbst zu einer stärkeren Welle kommen kann, auf die wir uns vorbereiten müssen.“ Im Gegensatz zu den ersten Wellen habe man nun ausreichend Schutzkleidung, aber die Mitarbeiter seien nach zwei Jahren Dauereinsatz erschöpft.
Da brauche es dringend Lösungen, so die Heimbetreiber, die sich zum Bündnis „Gute Pflege“ zusammengeschlossen haben. Assistenzkräfte ohne pflegerische Ausbildung könnten das Fachpersonal entlasten, in dem sie etwa Betten machen oder Bewohner in den Speisesaal oder in den Garten begleiten. Das würde das Land neun Millionen Euro pro Jahr kosten und 800 Jobs schaffen.
Nicht gleich viel wert
Zudem müssten die von unterschiedlichen Institutionen angebotenen Ausbildungen gleichwertig behandelt werden, fordert das Bündnis: Das Land zahle etwa 400 Euro sogenanntes Taschengeld nur an jene Interessierten, die in Landeseinrichtungen unterrichtet werden, in Stiftungen gäbe es 120 Euro – während die Teilnehmer bei der Caritas selbst sogar Schulungsgeld für die Ausbildung bezahlen müssen.
Die allgemeine Teuerungswelle trifft außerdem auch Pflegeheime mit voller Wucht. Walter Dolzer von der „Altenpflege Steiermark“ nennt zwei Beispiele: Die Ausgaben für Mietwäsche stiegen bereits um 33 Prozent, jene für Milchprodukte um 25 Prozent. Dazu kommen wie bei privaten Haushalten Tariferhöhungen bei Strom oder Fernwärme. „Der Verbraucherpreisindex liegt bei uns mindestens bei zehn Prozent“, überlegt Dolzer. Er liegt damit weit höher als die Kostensteigerung für einen Durchschnittshaushalt, die im Mai bei rund acht Prozent lag.
Während jedoch Wirtschaftsunternehmen die höhren Preise an die Konsumenten weiter geben (können), ist das den Heimen nicht erlaubt, es gilt der vom Land festgesetzte Tagsatz pro Bewohner. Allerdings wurde jener für heuer bereits 2021 abgeschlossen und nur um 1,5 Prozent im Vergleich zu 2020 erhöht. Das gleiche die Teuerungen nicht aus, bedauert Volkshilfe-Chef Ferner.
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