Passivrauchen für Gastro-Lehrlinge polarisiert

Jacqueline Töltl (li.) und Alisa Schwetz vom Hubertushof Fromwald haben sich mit dem Passivrauch abgefunden.
Kinder- und Jugendanwälte kritisieren Sonderregelung für die Gastronomie, Wirte sind dagegen erleichtert.

Jugendliche, die ab 1. September eine Lehre in der Gastronomie beginnen, dürfen maximal eine Stunde pro Tag in Räumen eingesetzt werden, in denen geraucht wird (der KURIER berichtete). Das sieht eine Verordnung von Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) vor – die nach wie vor polarisiert. Während etwa die Wiener SPÖ (die ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie beim Verfassungsgerichtshof einklagt) sowie die Kinder- und Jugendanwaltschaft kein gutes Haar an der Regelung lassen, zeigen sich Gastronomen erleichtert.

Die bisherige Regelung im Tabakgesetz besagt ja, dass die Ausbildung oder Beschäftigung Jugendlicher überwiegend in jenen Räumen zu erfolgen habe, in denen nicht geraucht werden darf. „Überwiegend“ hieße bei einem Arbeitstag von acht Stunden, dass Jugendliche knapp vier Stunden im Raucherbereich beschäftigt werden dürfen. Die nunmehrige Begrenzung auf eine Stunde bedeute eine Reduktion um 75 Prozent, heißt es vom Gesundheitsministerium.

Jugendschutz?

Bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft lehnt man die Verordnung dennoch ab. Sei doch wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen, „dass Passivrauch ein sehr großes Gefährdungspotenzial hat und schwere Erkrankungen auslösen kann“. Insbesondere Jugendliche, die in Gastronomiebetrieben arbeiten, seien mitunter besonders hohen Dosen an Zigarettenrauch ausgesetzt.

Für die Tiroler Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser steht die Verordnung in krassem Widerspruch zu anderen erst jüngst beschlossenen Jugendschutzbestimmungen: „Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Rauchalter von 16 auf 18 Jahre angehoben und in Autos bei Anwesenheit von Minderjährigen ein Rauchverbot eingeführt wurde, sind die jetzt geplanten Maßnahmen nicht nachzuvollziehen.“ Letzteres lasse doch „die grundsätzliche Erkenntnis des Gesetzgebers erkennen, dass passives Rauchen auch dann schädlich ist, wenn es nur über kurze Zeiträume erfolgt“.

Zudem erscheine die zeitliche Begrenzung von einer Stunde „willkürlich festgelegt“, meint Harasser. Und es sei auch fraglich, wie die Einhaltung der zeitlichen Begrenzung dokumentiert und kontrolliert werden soll.

In dieselbe Kerbe schlägt Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima ( SPÖ). Nur ein gänzliches Rauchverbot in der Gastronomie – das von der alten SPÖ-ÖVP-Bundesregierung bereits beschlossen war und am 1. Mai in Kraft treten hätte sollen – stelle eine Verbesserung dar.

„Weit weg von Realität“

Voll hinter der Verordnung steht dagegen Mario , Gastro-Sprecher in der Wirtschaftskammer. Ist kurze Lehrlingsarbeit im Raucherbereich doch praktikabler für Wirte, als gar keine, wie sie die SPÖ fordert. Da viele Lokale – darunter auch Haubenrestaurants, die in ländlichen Gegenden nicht nur Gourmettempel, sondern Treffpunkte für die Bevölkerung seien – ihre Raucherbereiche an der Schank hätten, stünden die Wirte ohne die neue Regelung vor massiven Problemen. Lehrlinge könnten den Schankbereich dann nicht einmal durchqueren.

„Damit würden wir bundesweit rund 800 Lehrlinge verlieren“, sagt Pulker. Die SPÖ, meint er, sei mit ihrer Politik „weit weg von der Realität“ und verunsichere Wirte.

Passivrauchen für Gastro-Lehrlinge polarisiert

Bärenwirt Erich Mayrhofer und Lehrling Fabian.

Ähnlich argumentiert „Bärenwirt“ und Lehrlingsausbilder Erich Mayrhofer aus Petzenkirchen (NÖ). „Die Beschäftigung von Unter-18-Jährigen in Raucherräumen in der Gastronomie auf eine Stunde pro Tag zu beschränken, geht völlig an der Realität vorbei. Zudem frage ich mich, wie das kontrolliert werden soll“, gibt er sowohl Pulker, als auch Sima recht. Vom Gesetzgeber wünscht er sich „klare Entscheidungen“, „halbherzige Zwischenlösungen“ würden den Wirten bloß Geld kosten. Er habe sich nun jedenfalls entschieden, sein Wirtshaus ab September rauchfrei zu machen – und hofft, dass andere Wirte in der Region nachziehen.

Und was meinen Lehrlinge? „Grundsätzlich arbeite ich gerne, wo nicht geraucht wird – aber man muss es nehmen, wie es kommt“, sagt etwa Mayrhofers 15-jähriger Mitarbeiter Fabian. „Das Rauchen gehört in der Gastronomie einfach dazu“, meinen auch Jaqueline Töltl (19) und Alisa Schwetz (15), die im Hubertushof Fromwald in Bad Fischau (NÖ) arbeiten.

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