Pandemie bringt in Österreich Rekord bei Drogentoten
So richtig erklären kann es sich niemand: Obwohl sich die Anzahl der Drogenabhängigen in Österreich in den vergangenen Jahren kaum verändert hat, sind die Todesfälle nach einer Überdosis massiv gestiegen. Besonders ins Auge sticht der Sprung von 2020 auf 2021.
Waren es im ersten Corona-Jahr noch 191 Tote, starben ein Jahr später bereits 235 Menschen wegen übermäßigen Drogenkonsums. „Das ist eine ungute Situation, und eigentlich passt der starke Anstieg auch nicht zu unseren anderen Indikatoren“, erklärt Martin Busch.
Der Forscher der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erstellt mit seinem Team jährlich den nationalen Suchtbericht. Darin werden der Drogen-, Alkohol- und Tabakkonsum der Österreicher analysiert. Wie der am Donnerstag präsentierte Bericht für das Jahr 2021 zeigt, dürfte die Pandemie das Suchtverhalten durchaus beeinflusst haben.
Am deutlichsten zeigt sich das bei den stark abhängig machenden Opioiden. Zu dieser Gruppe zählt etwa Heroin. Vor allem das Plus bei den drogenbezogenen Todesfällen der unter 25-Jährigen bereitet Busch Sorgen: „Wir können diese Zahl auf zwei Arten interpretieren. Entweder es handelt sich um erste Anzeichen einer verschärften Drogensituation oder wir sehen Pandemiefolgen.“
Letztere wären Zustände wie Einsamkeit oder Ängste, aber auch fehlende Therapien während der Lockdowns. Insgesamt sei die Drogensituation aber noch stabil, heißt es in dem Bericht.
Belastung für Frauen
Wesentlich erfreulicher sind die Raucherzahlen in Österreich. Diese folgten auch während Corona dem langjährigen Trend und waren rückläufig. Damit einher geht ein Rückgang der Menschen, die an Lungenkrebs sterben. Diese Entwicklung dürfte sich in Zukunft fortsetzen, denn immer weniger Schüler finden das Rauchen „cool“, wie Befragungen zeigen. Gleichzeitig sind in dieser Altersgruppe Nikotinbeutel auf dem Vormarsch.
Gestiegen ist 2021 der Zigarettenkonsum bereits rauchender Frauen. Zwar machen in Österreich immer noch Männer den Großteil der Raucher aus. Frauen dürften in der Pandemie jedoch mehr Stress und einer höheren Belastung ausgesetzt gewesen sein. Daher griffen sie öfter zur Zigarette.
„Wir sehen bei Frauen auch eine Zunahme des Alkoholkonsums während der Pandemie“, sagt Busch. Doch nicht nur Frauen waren betroffen, auch Alkoholiker sowie Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss tranken mehr.
Weil die Gastronomie über weite Strecken geschlossen war, ging der gesamte Pro-Kopf-Konsum dennoch deutlich zurück. Die Wissenschaft geht von einem Minus von bis zu sechs Prozent aus.
Trotzdem ist Österreich im Europavergleich laut GÖG ein „Hochkonsumland“, was Alkohol angeht. Etwa 15 Prozent der Bevölkerung trinken in einem gefährlichen Ausmaß. Bei Männern entspricht das zumindest 1,5 Liter Bier bzw. einer Flasche Wein pro Tag. Bei Frauen sind es ein Liter Bier bzw. 0,5 Liter Wein.
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