Ötscherdorf Lackenhof: Enorme Tristesse, aber auch Perspektiven

Talstation des Zweiersessellifts auf den Großen Ötscher soll nicht mehr in Betrieb genommen werden
Am Aus für die Ötscherlifte gibt es nach Krisensitzung nichts zu rütteln, Landesrat Jochen Danninger sichert Landeshilfe zu, Fokus richtet sich auf naturnahen Ganzjahrestourismus

Gespenstisch schlummernde Pistenraupen, Hotels und Pensionen ohne Licht, fast menschenleere Straßen. Im winterlichen Ötscherdorf Lackenhof in den niederösterreichischen Ybbstaler Alpen herrscht am Sonntagvormittag Tristesse. Seit am vergangenen Freitag zusätzlich zum Corona-Lockdown die Chefs der Ötscher-Liftgesellschaft wie aus heiterem Himmel die Einstellung und den Abriss der Lifte bekannt gaben, herrscht im Ort Ausnahmezustand.

„Lackenhof ohne Lifte ist unmöglich. Ich war mit meinen Kindern zum Skifahren hier und jetzt komme ich mit den Enkeln. Das kann man nicht durchziehen“, sagt Skitourengeher Johann Seitner aus Erlauf, der gerade ins Tal kommt. An die 27-mal ist Seitner pro Saison auf Skiern am Ötscher. Er gibt die Meinung von über 13.000 wieder, die binnen zwei Tagen eine Online-Petition zur Rettung der Lifte unterschrieben haben.

Ötscherdorf Lackenhof: Enorme Tristesse, aber auch Perspektiven

Tourengeher Johann Seiter

Doch, dass die freitägige Ankündigung der Schröcksnadel-Gruppe und der zum Land NÖ gehörenden Ecoplus Alpin – sie halten die Ötscherlifte im Verhältnis 60:40 – bittere Realität ist, wird an diesem Sonntag im Saal des Schützenwirts in der nahen Rotte Langau klar.

Krisensitzung

Zwei Dutzend Unternehmer und Touristiker haben sich mit der Gaminger Bürgermeisterin Renate Rakwetz (SPÖ) zur Krisensitzung mit dem nö. Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) und Managern der Ecoplus getroffen. Vorerst hinter verschlossenen Türen wird in aufgeheiztem Klima die Vorgangsweise, das Liftaus unmittelbar vor Saisonstart zu fixieren, hart kritisiert. Der Schock sitze tief, erklärt Danninger danach, „aber das Land Niederösterreich wird Lackenhof nicht im Stich lassen“. Von der Schröcksnadel-Gruppe sei man am Freitag vor vollendete Tatsache gestellt worden. Jährliche Verluste bis zu einer Million Euro hätten aber diese Entwicklung erahnen lassen.

Ötscherdorf Lackenhof: Enorme Tristesse, aber auch Perspektiven

Krisensitzung im Saal zum Schützenwirt in Langau

Danninger kam aber nicht ohne Vorschläge und stellte ein Fünf-Punkte-Programm vor, das mit dem Ort und der Gemeinde eine Zukunftsperspektive entwickeln soll:

Erstens, das Versprechen, dass das Land Lackenhof nicht fallen lassen wird. Zweitens wird in der heurigen Saison zumindest das Kinderskiland weiterbetrieben. Mit Grundbesitzer Thomas Prinzhorn gibt es gute Gespräche, dass Tourenskigeher heuer weiter akzeptiert werden.

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Bürgermeisterin Renate Rakwetz und Landesrat Jochen Danninger

Drittens wird eine Task Force eingerichtet, die Ideen und Pläne für Lackenhof als Ort für naturnahen Ganzjahrestourismus sammeln soll. Langlaufen, Trail Running, Wandern oder Tourenskilauf wären Optionen. Weiters werde man in der ersten Phase zwei Millionen Euro zur Konzeptentwicklung bereitstellen, so Danningers vierter Punkt.

Existenzen

Fünftens soll den betroffenen Firmen in Lackenhof mit Bundes- und Landeshilfe geholfen werden, ihre Existenz zu retten. Eine Million Fördergeld reserviert das Land für Zuschüsse in moderne Gästezimmer, kündigt Danninger an.

In einem ersten Schritt wird zumindest den betroffenen zwölf angestellten Mitarbeitern der Ötscherlifte von der Schröcksnadel-Gruppe angeboten zu den von ihr betriebenen Bergbahnen am Hochkar oder in Hinterstoder (OÖ) zu wechseln. Weniger Chancen dürften aber rund zwei Dutzend Saisonarbeitskräfte haben.

Scharfe Kritik

Das Lift-Drama  in Lackenhof  sorgte nicht nur bei Bewohnern und Touristikern für einen Schock. Auch bei den politischen Parteien ist die Welle der Empörung groß.
Eine von der Gemeinde Gaming und SPÖ-Bürgermeisterin Renate Rakwetz  installierte Internet-Petition  wurde bis Sonntagnachmittag bereits von knapp 14.000 unterschrieben. Die Petition werde nicht zurückgezogen, erklärte Rakwetz am Sonntag, nach der Krisensitzung mit konstruktiven Ansätzen mit Landesrat Jochen Danninger (ÖVP). Er verstehe das Interesse am Fortbestand der Lifte, es gelte Unmut in positive Energie  umzusetzen, sagte Danninger.

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Stillleben: Talstation des Eibenkogellifts

Die Petition wurde auch von der SPNÖ  gepusht. Deren Vorsitzender LH-Vize Franz Schnabl  kündigte für Montag ein Forderungspaket an. „Wir werden die Schließung der Lifte nicht hinnehmen. Da hängen Hunderte Arbeitsplätze und Familien dran“, erklärte er. SPÖ-Nationalrat  Alois Schroll war empört: Die Vermutung liege nahe, dass es der Schröcksnadelgruppe  um den Verkauf der Anlage ginge, erklärte er.

„Indiskutabel... Ohne Skilifte ist der Tourismus in Lackenhof tot“, so FPÖ-Abgeordneter Reinhard Teufel. Und der  ÖVP-Abgeordnete Toni Erber kritisierte „den nicht nachvollziehbaren Schritt zu diesem Zeitpunkt“. Alle Kräfte seien gefordert, Tourismus bilde die Grundlage für die Region.
Das Präsidium des NÖ Skiverbandes  sieht einen dramatischen Verlust  für den Skisport und kündigte den Versuch an, mit Partner  eine Totalschließung zu verhindern. Der  Verschlechterung für die Skisportler könne man nicht kampflos zusehen, hieß es in einem Statement. Danninger versprach, für Ersatztrainings- und Rennpisten für die Skivereine werde gesorgt.

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