Österreichs Gewässer fehlt es an Wasser: Wo die Lage am schlimmsten ist

Österreichs Gewässer fehlt es an Wasser: Wo die Lage am schlimmsten ist
Vom Neusiedler See bis zum Bodensee weisen die Bäche, Flüsse und Seen des Landes niedrige Pegelstände auf. Ein Überblick über die aktuelle Lage.

Die lange Trockenperiode bleibt nicht ohne Konsequenzen: Den österreichischen Gewässern fehlt es an Wasser, zum Teil werden durch die Hitze auch Tiere gefährdet. 

Besonders betroffen ist der Neusiedler See sowie der Seewinkel (Burgenland). Mit 114,94 Metern über der Adria hat der Neusiedler See einen historischen Tiefstand erreicht. Das Burgenland plant, ihn in den nächsten Jahren mit Wasser aus der ungarischen Moson-Donau zu füllen, wofür es Kritik von Naturschützern gibt.

In Vorarlberg fehlt es vor allem dem Bodensee an Wasser: Der aktuelle Pegelstand entspricht normalerweise dem Niveau, das Ende Oktober erreicht wird. Hinzu kommt, dass die Flüsse, die den See normalerweise speisen, selbst an Wassermangel leiden. 

Die geringen Niederschläge machen sich auch in Salzburg bemerkbar. Die Situation an den Flüssen und Seen sei zwar noch nicht dramatisch, doch auch im Bundesland würden die Pegelstände sinken, hieß es am Dienstag vom Hydrografischen Dienst des Landes. Bemerkbar ist dabei ein Nord-Süd-Gefälle. Der Flachgau mit seinen großen Seen ist stärker betroffen als die Gebirgsregion. Am Wolfgangsee etwa klagen Bootsbesitzer und Betreiber von Fährschiffen über erste Probleme.

Niederschläge fehlen

In Niederösterreich betrifft die Hitze vor allem die Donau: Laut der Abteilung Wasserwirtschaft beim Amt der NÖ Landesregierung führt sie "deutlich weniger Wasser" als vor einem Jahr. Auch der Lunzer See ist um etwa zehn Zentimeter niedriger als im Sommer 2021.

Die Wasserstände in Wien haben sich in den vergangenen Monaten nur leicht verändert. Selbst diese Veränderungen waren saisonal bedingt gering und für die Sommermonate unauffällig. Die Wasserführung der Wienerwaldbäche blieb aber unterdurchschnittlich und die Donau führte Niederwasser, so die Daten der Stadt Wien vom Juli. „Es gibt keine Extrema, die Situation hängt aber vom weiteren Niederschlag ab“, so Christine Erber von den Wiener Gewässern.

Österreichs Gewässer fehlt es an Wasser: Wo die Lage am schlimmsten ist

Weniger angespannt ist die Lage in Oberösterreich: Im Mattiggebiet im westlichen Innviertel gebe es Austrocknungen, Wolfgangsee, Attersee und Mondsee gehen zurück. Die Lage sei noch nicht dramatisch, müsse aber genau beobachtet werden, sagte der Leiter des Sachgebiets Oberflächenwasser des hydrografischen Dienstes des Landes, Reinhard Enzenebner, der APA. Traunsee und Hallstättersee profitieren von der Schnee- und Gletscherschmelze, sie leiten das Gletscherwasser weiter.

Auch in der Steiermark sind die Pegel bei den Flüssen niedrig, aber nicht alarmierend. Die steirische Seen sind bisher kaum betroffen. Viele davon sind tiefe Gebirgsseen, die aus den Bergen gespeist werden. Zudem sei die Hitze in diesen Regionen nicht so hoch wie im Flachland, heißt es vom Hydrographie-Referat des Landes. Doch selbst bei Badeseen im Süden oder Osten der Steiermark gibt es kaum Anlass für Beschwerden: Beim Stubenbergsee in der Oststeiermark sei der Pegelstand nach Auskunft der Seeverwaltung bestens und auch beim Wildoner Badesee (Bezirk Leibnitz) merken Gäste keinen Unterschied zu anderen Jahren.

Tiefstand bei Grundwasser

Ungewöhnlich sei aber, dass die Grundwasserstände seit dem August des Vorjahres durchgehend rückläufig sind. „Es gab keine nennenswerte Grundwasserneubildung“, erklärt Barbara Stromberger vom zuständigen Referat. Im Grazer Becken sei man etwa nur mehr zehn Zentimeter vom Grundwasser-Tiefstand entfernt

In Kärnten sind die Pegel schon längere Zeit niedrig, die Ursachen dafür reichen bis in den Winter zurück, in dem es zu wenig Schnee gegeben habe. „Wir haben ein beträchtliches Niederschlagsdefizit“, sagte Johannes Moser, Leiter des Hydrographischen Dienstes Kärnten, auf APA-Anfrage. Das betreffe vor allem die Flüsse des Landes. 

Ebenfalls weniger Wasser führen die Kärntner Seen - auch das größte stehende Gewässer des Landes, der Wörthersee, ist von der Trockenheit betroffen: „Momentan liegt der Pegel bei 102 Zentimetern, das ist 23 Zentimeter unter dem Mittelwasserstand“, informierte Moser. Sinkt der Pegel „deutlich unter 100 Zentimeter“, dann könnte das Probleme für die Schifffahrt bei so mancher Anlegestelle bedeuten. Davon sei man aber noch entfernt. Ökologisch gesehen seien die niedrigen Wasserstände in den Seen jedenfalls nicht tragisch, so Moser: „Es ist ja noch ein riesiges Volumen da.“

Wasser aus Gebirge

Ähnlich ist die Lage in Tirol: Die meisten Gewässer führen derzeit weniger Wasser als gewöhnlich, was auf fehlende Niederschläge zurückzuführen ist. Allerdings gebe es Wasserrücklagen in den Quelleinzugsgebieten im Gebirge, erklärte Klaus Niedertscheider, Leiter des Sachgebietes Hydrografie und Hydrologie beim Land Tirol, gegenüber dem ORF. Auch bei fehlendem Niederschlag gebe es vorerst genug Wasser. Die heimischen Flüsse und besonders der Inn könnten deshalb nicht austrocknen, war der Wasserexperte des Landes überzeugt.

Mit Stand August lag der Großteil der gemessenen Werte unter dem Mittel. Ein Seepegel von lediglich 70,54 Zentimetern wurde laut Daten des Hydrografischen Dienstes Tirol im August im Thiersee (Bezirk Kufstein) verzeichnet. Der Wasserstand des Vilsalpsees im Bezirk Reutte lag bei 121,32 Zentimetern. „Im Normalbereich“ liege der Pegel des bis zu 133 Meter tiefen größten See Tirols und fünftgrößtem Österreichs - dem Achensee im Bezirk Schwaz. Dies teilte die Tiwag, die den Achensee und andere Seen für die Stromproduktion nutzt, auf APA-Anfrage mit.

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