Doch noch sind genug frische Äpfel vorhanden, auch wenn die Menge geringer ausfallen wird. In dieser Woche starteten die Landwirtinnen und Landwirte in der Steiermark mit der Ernte der bereits reifen Sorten, Gala und Elstar, die Haupternte folgt in den kommenden Wochen. Der Ertrag dürfte mager sein: Die Landwirtschaftskammer rechnet mit bloß 111.000 Tonnen.
Meist durchschnittliche Erträge
Der Ertrag wäre um 25 Prozent geringer als jener des Vorjahres, wobei die Ernte 2022 mit rund 150.000 Tonnen ebenfalls nur als durchschnittlich eingestuft wurde. Wie zuletzt so oft, schildert Vizepräsidentin Maria Pein: In den vergangenen acht Jahren wurden bloß zwei Ernten mit Normalertrag von rund 180.000 Tonnen klassifiziert, alle anderen waren darunter.
Frost, Hagel, Unwetter, neue Schädlingsarten – all das reduziert den Ertrag der Betriebe, die ebenfalls schrumpfen: Gab es in den 1990-er Jahren noch 1.500 Apfelbauern in der Steiermark, sind es jetzt nur noch rund 1.000. Entsprechend gesunken ist auch die Anbaufläche, statt knapp 6.300 Hektar sind es nur noch 4.800.
➤ Mehr zum Thema: Sorge vor Schäden
Heuer setzten den Apfelbäumen der Spätfrost im Frühjahr ebenso zu wie der zu viel Regen während der Blütezeit. Immerhin, die Sonne und Hitze in den vergangenen Wochen hätten sich positiv auf Geschmack und Inhaltsstoffe der Früchte ausgewirkt, sie seien dadurch besonders süß und saftig, freuen sich die Kammervertreter. Auch der Starkregen der vergangenen Tage konnte den ausgereiften Äpfeln nichts mehr anhaben.
Die Kostensituation für die Landwirte ist allerdings eine andere Sache. Manfred Kohlfürst, selbst Obstbauer und Präsident des Obstbauverbandes Österreich, erinnert an die Teuerung, die auch die Landwirtschaft hart treffe: Treibstoffkosten – ein Kostenplus von 50 Prozent, Pflanzenschutz – plus 20 Prozent. Dazu der Handel, der natürlich auch auf den Preis und über die Grenze schauen müsse. Doch die "schwierige Preissituation, die dramatisch gestiegenen Produktionskosten und die Klimakrise bewirken bei den Obstbauern eine große Verunsicherung“ .
Jetzt kommt SweeTango
Tatsächlich sei das Marktumfeld schwierig, überlegt Martin Gschweitl, der mit seinem Bruder im oststeirischen St. Ruprecht einen Betrieb mit 20 Hektar Anbaufläche führt. "Wir sind aber Zukunftsoptimisten“, versichert der Steirer: So investiere man die Kultivierung neuer Sorten, die widerstandsfähiger gegen Frost oder weniger krankheitsanfällig sein sollen. Dazu zählen Sorten wie SweeTango, Jazz oder Natyra.
Gschweitl ist mit der Strategie nicht allein: Auf zehn Prozent der Anbauflächen in der Steiermark werden diese Äpfel bereits gezüchtet, weitere Sorten befinden sich laut Landwirtschaftskammer "in Erprobung“. Die Umstellung sei aber ein langwieriger Prozess.
Außerdem setzen nun auch immer mehr Landwirte darauf, ihre Früchte selbst zu veredeln: 500 Obstbauern haben die professionelle Herstellung von Obstwein (Most), Säften und Edelbränden für sich entdeckt, 200 von ihnen haben diese sparte schon zu Hauptproduktionsschiene gemacht.
Kommentare