Wie eine Niederösterreicherin die Rinderhaltung revolutioniert

Wenn es nach ihrer Familie gegangen wäre, dann würde Daniela Wintereder heute in einem Büro sitzen. Sie würde als Juristin arbeiten, Rechtstexte studieren, ihre Klienten beraten. Stattdessen findet ihr Tagwerk zum überwiegenden Teil draußen statt. Inmitten von grünen Weiden und Herden von Rindern, die sie auf der BOA-Farm nahe Laa an der Thaya züchtet.
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"Bauernhofkind bin ich keines", erzählt Wintereder. "Aber die Liebe zu Tieren hat mich früh gepackt." Schon im Kindergartenalter zogen sie Vierbeiner aller Art magisch an. Wann immer sie konnte, arbeitete sie am Bauernhof der Nachbarn mit, am liebsten bei den Pferden.
Tierhaltung in Kanada als Inspiration
Die Landwirtschaft tatsächlich zum Beruf zu machen, war für Wintereder dennoch kein leichter Schritt. Sie brauche doch einen anständigen Job, redete man ihr zu. Doch lange hielt es sie nicht an der Universität: Wintereder brach das Studium ab und reiste nach Kanada. Eine Entscheidung, die ihr Leben grundlegend veränderte.
Das Fleisch
Beim Fleisch der BOA–Farm weiß man genau, woran man ist. Wer es kosten möchte, schaut am besten bei einem der Verkaufstage am Hof vorbei. Oder man erwirbt es bei den Handelspartnern wie www.beefcattle.at
Der Name
Die BOA-Farm liegt bei Laa an der Thaya, genauer nahe Wildendürnbach. BOA steht für "Best of Austria".
600 Rinder leben auf der BOA-Farm. Sie verbringen ihr Leben unter freiem Himmel. So, wie es eigentlich ihre Natur ist
"Kanada ist bis heute mein Herzensort", sagt sie. Jahrelang arbeitete sie dort auf einer großen Rinderfarm, bekam Einblicke in die Zucht und lernte das Leben der "Cattlemen" kennen. Und lieben. Da verwundert es nicht, dass in Kanada auch der Grundstein für ihre eigene Rinderzucht gelegt wurde.
"Meine Arbeitgeber haben mich gefragt, ob ich Geld oder ein Rind als Bezahlung möchte. Die Antwort war klar", muss Wintereder lachen. "Diamond" hieß ihre erste Kuh. Gemeinsam mit ihr und weiteren Rindern reiste sie zurück nach Österreich, um dort ihre eigene Zucht auf die Beine zu stellen. Dass die gebürtige Oberösterreicherin auf den Mitterhof im nördlichsten Weinviertel aufmerksam wurde, war purer Zufall.
Unter freiem Himmel
Das Gut Alt-Prerau suchte einen neuen Betreiber für das Areal, der Mist für die Demeter-Landwirtschaft zuliefern konnte. Das war vor 20 Jahren. Seither leben Wintereder und mittlerweile auch ihre Söhne auf der Farm – allesamt genau solche Tierfreunde wie ihre Mutter. Sie kümmern sich Tag für Tag um rund 600 Rinder. Gezüchtet werden die schwarzen Aberdeen Angus, aber auch Galloways.

"Rinder werden auf der ganzen Welt so gehalten, nur in Europa nicht", weiß Wintereder. Und tatsächlich ist das Leben, das ihre Tiere führen, in unseren Breiten die absolute Ausnahme: Sie weiden fast das ganze Jahr über auf weiten Wiesen. Im Winter leben sie in einem großzügigen Offenstall, windgeschützt, aber unter freiem Himmel.
Und auch in anderer Hinsicht unterscheiden sich die BOA-Rinder von anderen Kühen: Sie sind nämlich nicht für die Milchproduktion vorgesehen, sondern vor allem zur Zucht auf internationalem Niveau. Auch ihr Fleisch wird auf der BOA-Farm verarbeitet. Dabei wird das ganze Tier direkt auf der Anlage verarbeitet, vom Filetstück bis hin zur Kopfhaut. Weggeworfen wird nichts – aus Respekt vor dem Tier.
Zumeist wird das Fleisch an Lokale oder Anbieter im ersten Wiener Bezirk geliefert, wo sich die Gastronomen um das Qualitätsfleisch reißen. Doch auch Otto Normalverbraucher kann das Fleisch der BOA-Tiere kaufen.
Wintereder tötet ihre Tiere selbst: "Ich bereue nichts"
Wintereder setzt bei ihren Tieren selbst den tödlichen Schuss, ebenfalls am Mitterhof. "Viele fragen mich: Wie bringst du das übers Herz? Du kennst deine Tiere doch seit der Geburt." Die Alternative wäre allerdings der Abtransport zum Schlachthof – in einem engen Transporter, inmitten fremder Tiere, unter Stress. "Ich sehe es als meine Pflicht, meine Rinder bis zum Schluss zu begleiten", sagt Wintereder.
Bei dieser Fülle an Aufgaben verwundert es nicht, dass die Farm für Wintereder ein Fulltime-Job ist. Ob sie ihn nicht doch manchmal gegen einen 9-to-5-Job tauschen würde? "Ich bereue nichts", sagt sie aus Überzeugung. Und wenn sie dann frühmorgens doch in ihrem Büro sitzen muss, dann immer mit Blick auf die Weide – und ihre geliebten Rinder.
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