Neues Gesicht für ältesten Gemeindebau von Innsbruck

Neues Gesicht für ältesten Gemeindebau von Innsbruck
Der Schlachthofblock ist nur knapp dem Abriss entgangen. Nun wird er einer Umgestaltung unterzogen, die wesentliche Teil erhält

Helmut Buchacher steht an einem Pult im großen und grünen Innenhof des Schlachthofs, dem ältesten Sozialwohnbau der Stadt Innsbruck. Der SPÖ-Politiker ist umringt von vornehmlich älteren Bewohnern des Gevierts, die hier ihr halbes Leben verbracht haben und nicht weichen wollen.

Sechs Jahre ist das inzwischen her. Der Abriss der historischen Wohnanlage, die Anfang des 20. Jahrhunderts in zwei Etappen (1911 bis 1913 und 1922 bis 1925) errichtet wurde, stand damals so gut wie fest. Eine Sanierung sei zu teuer, ein Neubau brächte zudem mehr Wohnraum – so die Argumente der Befürworter einer Schleifung des Areals.

10 Jahre Ringen

Nicht zuletzt Buchacher ist es zu verdanken, dass es anders kam. Umso größer war am Donnerstag seine Freude, als das Siegerprojekt eines Architektenwettbewerbs präsentiert wurde. „Der Kampf um diesen ersten Innsbrucker Sozialwohnbau hat fast zehn Jahre gedauert“, erinnert sich der Klubobmann der Stadt-SPÖ.

Für Bürgermeister Georg Willi (Grüne) garantiert der Entwurf, „dass wir ein Stück Stadtgeschichte zeitgemäß fortschreiben“. Der ältere Teil der Blockrandverbauung, der etwa ein Drittel des Gebäudekomplexes umfasst, wird abgerissen.

Hier lässt das Architektenduo Markus Malin und Eva López den Neubau zu einem abgeschrägten Turm über die bisherige Dachhöhe hinauswachsen. „Wir wollten Verdichtung, aber nicht Versiegelung“, sagt López.

Neues Gesicht für ältesten Gemeindebau von Innsbruck

Dass der Innenhof mit seinen 5.000 Quadratmetern, der beinahe an einen Park erinnert, nicht verbaut wird, war eine der zentralen Vorgaben der Stadt. Diese Grünoase und ihre „sehr hohe Qualität“ ist laut Stadtplaner Wolfgang Andexlinger auch das Spezielle an diesem alten Gemeindebau.

Der soll künftig zeitgemäßen Wohnraum bieten, in dem es auch zu sozialer Durchmischung kommt. Derzeit werden die verbleibenden drei Ecktürme umgebaut, in denen letztlich 25 Wohnungen leistbaren Platz für 72 Studenten bieten sollen.

Der Altbestand, der nicht abgerissen wird, bekommt eine Generalsanierung. Zudem werden Lifte und Balkone angebaut. Ein Dachgeschossausbau bietet Platz für weitere 25 Wohnungen mit einer Nutzfläche von 1.500 Quadratmetern.

„Der Charme ist das Verbindende“, lobt Franz Danler, Geschäftsführer der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (MIG), die Verschmelzung von Neubau und Bestand des Siegerprojekts.

Das verwirklicht auch eines der ursprünglichen Ziele, die hinter der geplanten Schleifung standen: Mehr Wohnraum als bisher. Statt 210 Wohnungen werden im umgebauten Schlachthof, der nach der ursprünglichen Nutzung des Areals benannt ist, knapp mehr als 300 Wohnungen verfügbar sein.

Neue Stadt-Silhouette

Von der Aufstockung direkt neben der Bahntrasse, die zum nahen Hauptbahnhof führt, verspricht sich Architekt Malin auch ein optisches Ausrufezeichen: „Wir wollten auch eine neue Stadt-Silhouette schaffen, die prägend bei der Stadteinfahrt ist.“ Das wird allerdings einige Jahre dauern. Die Fertigstellung des gesamten Projekts ist für 2026 geplant.

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