Zukunft des Innsbrucker Schlachthofs: Studenten-WG im Gemeindebau
Zwischen der Sill und dem Bahnviadukt in Innsbruck steht ein Fossil des städtischen Sozialwohnbaus: Der Schlachthof, benannt nach der ursprünglichen Nutzung des Areals Anfang des 20. Jahrhunderts. Ab 1909 und dann später in den Jahren 1922 bis 1925 entstand hier der älteste Gemeindebau der Landeshauptstadt.
2016 wäre es dem historisch bedeutsamen Wohnblock mit großzügigem Grün im Innenhof beinahe an den Kragen gegangen. Innerhalb der Vierer-Koalition konnte man sich aber nicht einigen.
Politischer Streit
Die damalige Bürgermeister-Fraktion Für Innsbruck und die ÖVP waren für Schleifen und Neubebauung mit mehr Wohnraum. SPÖ und Grüne schlugen sich auf die Seite der alteingesessenen Mieter, die nicht weichen wollten.
Seither wurden die Bewohner von rund 100 der 209 Wohnungen abgesiedelt. Die verbliebenen Mieter bekamen am Mittwoch Post. Denn in einer städtischen Arbeitsgruppe ist nun endlich eine Entscheidung gefallen, wie es mit dem Geviert weitergehen soll. Details werden am heutigen Donnerstag bekannt gegeben, sind aber zum Teil schon durchgesickert.
Demnach sehen die Pläne einen klassischen Kompromiss vor. Es wird eine Mischung aus Erhalten des Alten und einer Neubebauung, heißt es. Ein Teil des Wohnblocks wird abgerissen und neu bebaut. Insgesamt soll die Zahl der Wohneinheiten letztlich vergrößert werden. Wo der Altbestand erhalten wird, sollen Lifte angebaut werden, um so die Zugänglichkeit für ältere Bewohner zu erleichtern.
In den Eckteilen der Trakte, wo das nicht möglich ist, soll Platz für studentisches Wohnen geschaffen werden.
Der wird in Innsbruck dringend benötigt (siehe Artikel rechts). 75 Studenten sollen hier in Wohngemeinschaften einziehen können. Sie erhalten – wie auch am freien Markt üblich – Dreijahresverträge. Das Projekt ist eines von zwei Vorhaben, das Stadt und Land miteinander bis 2022 auf den Weg bringen wollen, um günstiges Studentenwohnen in Innsbruck zu ermöglichen und gleichzeitig damit den heißen Wohnmarkt zu entlasten.
Soziale Durchmischung
Für den Schlachthof selbst rechnet man mit positiven Impulsen für die soziale Dynamik. „Es kommt zu einer Durchmischung“, zeigt sich ein Mitglied der Arbeitsgruppe begeistert. Dieser Effekt soll durch einen zusätzlichen Aspekt des Projekts verstärkt werden. In ausgebauten Dachgeschossen soll es frei finanzierten Wohnbau geben.
Das hat freilich vor allem den Grund, die Kosten des Gesamtvorhabens zu drücken. Die Wohngegend hat jedenfalls Potenzial. Studenten könnte unter anderem die Lage in direkter Nachbarschaft zur Kletterhalle reizen.
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