Mit seiner Wahl zum Bürgermeister von Lech am Arlberg mit nur fünf Stimmen Vorsprung übernimmt der Hotelier Gerhard Lucian das Ruder in einem zerstrittenen Dorf, das als Nobelskiort weltberühmt ist.
Über dem schwebt schon seit Jahren die Angst der Einheimischen vor dem Ausverkauf. Im KURIER-Interview spricht der 58-Jährige darüber und wie er den Dorffrieden wiederherstellen will.
KURIER: Die Stimmung in Lech war bei den Gemeindewahlen im Herbst 2020 und danach sehr aufgeheizt. Wie wollen Sie wieder Frieden in die Gemeinde bringen?
Gerhard Lucian: Man muss halt aufeinander zugehen und miteinander reden. Das ist relativ einfach.
Ihr Vorgänger Stefan Jochum ist nach nur einem Jahr im Amt „wegen persönlicher Angriffe und Untergriffe“ zurückgetreten. Haben Sie Sorge, dass es Ihnen ähnlich ergeht?
Man darf nicht beim leisesten Wind schon umfallen.
Das weiß ich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich bei jeder Kleinigkeit, bei jedem persönlichen Angriff gleich w. o. gebe. Persönliche Angriffe wird es immer geben. Als Bürgermeister ist man sozusagen der Müllkübel der Gemeinde.
Großes Streitthema im Ort war das Gemeindezentrum, das gerade im Bau ist. Befürchten Sie, dass die Kosten explodieren?
Das macht mir keine Sorgen. Erstens haben wir eine sehr gute Finanzierung. Und zweitens zieht die Inflation an, was für die Schulden was Gutes ist. Wir haben natürlich in den letzten zwei Jahren bei den Baukosten eine 20-prozentige Erhöhung. Die ist nicht von uns verschuldet. Da kann keiner was dafür.
Glauben Sie, dass der Kostenrahmen halten wird?
Wir schauen, dass wir das Gemeindezentrum auf die vierzig Millionen Euro – ich meine netto – drücken und mit diesem Kostenrahmen auskommen. Trotz der Baukostenerhöhung.
In Lech geht seit Jahren die Angst vor dem Ausverkauf und einer Zukunft als Geisterdorf um. 2021 wurde eine Bausperre für Investorenmodelle verhängt. Wollen Sie diesen Weg fortführen?
Auf jeden Fall. Wir müssen schauen, dass die Touristik gestärkt wird. Nur Übernachten ist zu wenig. Ich sehe uns aber auf einem guten Weg, dass wir die Geisterdorf-Zukunft abwenden können.
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