Neue Studie: Wie Moscheen die Integration hemmen
Was wird in heimischen Moscheen gepredigt? Werben Imame für ein friedliches Miteinander oder rufen sie auf, keinen Umgang mit „Ungläubigen“ zu pflegen?
Eine Studie lieferte 2017 ernüchternde Antworten – und sorgte für politische Aufregung: Die überwiegende Mehrheit der damals untersuchten Wiener Moscheen arbeitete demnach integrationshemmend.
Nun erschien die Folgestudie, ein Forschungsbericht des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) mit dem Titel „Moscheen in Wien: Was hat sich seit der Veröffentlichung der Studie im Herbst 2017 verändert?“ Sie zeigt, dass sich die Lage nur minimal verbessert hat.
Aktuell leben rund 700.000 Muslime in Österreich. Wie viele davon gläubig sind, ist schwer eruierbar. Für die Hälfte dürften Moscheen wenig bis gar nicht relevant sein – für die andere Hälfte aber doch zur Orientierung im Leben dienen.
52 Predigten
Analysiert wurden für die aktuelle Studie 52 Predigten, die 2020 in 14 Moscheen gehalten wurden. Es gehe nicht um die Integration(-swilligkeit) Einzelner, betonen die Autoren. Vielmehr sollten religiöse, politische und soziale Themen erfasst werden, über die die Imame sprachen. Ergänzend wurden die Internet-Auftritte untersucht. Zu einem Interview war jedoch kein Vertreter der Moscheevereine bereit gewesen.
"Friedliche Koexistenz"
Zwei der 14 untersuchten Moscheen könne man als Positiv-Beispiele für Verbesserungen anführen, sagt Heiko Heinisch, einer der Studienautoren. Das sind das Islamische Zentrum in Floridsdorf sowie eine bosnische Moschee (die Einrichtungen wurden in der Studie anonymisiert, Anm.). Dass sich die größte Moschee Österreichs in Floridsdorf positiv entwickle, habe hohen symbolischen Wert, heißt es in der Studie: Hier wurde „friedliche Koexistenz“ vermittelt, Jugendliche sollten nicht in den Extremismus abdriften. Und es war die einzige Moschee, in der es Predigten in deutscher Sprache gab.
In fünf weiteren Moscheen wurde Integration nicht gefördert, aber zumindest auch nicht aktiv behindert. Dort herrscht ein konservatives Weltbild. Das Leben in Österreich wird geduldet, ohne es aber zu begrüßen, heißt es etwa über eine Moschee türkischstämmiger Muslime.
"Problematisch"
„Sieben der untersuchten Moscheen haben sich als problematisch herausgestellt, zwei davon als sehr“, beschreibt Heinisch. Nirgends wurde zu Gewalt aufgerufen, Abwertungen wie „Kuffar“ für Andersgläubige kamen aber vor. Wer nicht nach dem Islam lebe, dem drohen etwa Höllenstrafen.
Von Feinden umgeben
Die Moschee, in der die problematischsten Inhalte gepredigt wurden, wird dem Netzwerk der Muslimbruderschaft zugerechnet. Der Islam wurde als Segen für die Menschheit dargestellt, es gebe auch keine Trennung zwischen Islam und Politik. Ebenso bedient wird das Narrativ, dass Muslime überall von Feinden umgeben seien.
Und auch zu Corona wurden Verschwörungstheorien verbreitet: Das Virus sei eine göttliche Prüfung, die Wissenschaft habe versagt. Da Hygienemaßnahmen wie Händewaschen ursprünglich aus dem Islam stammen, werde sich dieser nun auf der ganzen Welt verbreiten.
"In einem Biotp"
„In diesen Fällen leben die Menschen in einem Biotop, das mit unserer Welt nichts zu tun hat“, beschreibt Heinisch. Doch wie bedenklich sind derlei Predigten, wenn laut Studie 200 bis 300 Menschen die besagte Moschee frequentieren? „Nur die Männer gehen in die Moschee. Wenn man die Familien einbezieht, erreicht man doch um die 1.000 Leute“, gibt Heinisch zu bedenken.
Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) habe nach der Studie aus 2017 strengere Kriterien und Kontrollen angekündigt. „Nach vier Jahren sind die Änderungen aber minimal“, konstatiert Heinisch.
Was also tun? Möglicherweise helfe eine öffentliche Debatte, erwidert Heinisch. „Und wir können an die IGGÖ appellieren, transparenter zu agieren und sich deutlicher zu positionieren.“
Die IGGÖ widerspricht in einer schriftlichen Stellungnahme: Die Studie sei nicht repräsentativ. Und: Bis 2015 sei man nur für islamischen Religionsunterricht zuständig gewesen, erst dann für alle Vereine. Man trage die Qualitätsstandards in alle Gemeinden hinein – das gehe aber nicht „von heute auf morgen“.
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