Theologe Khorchide startet "Österreichische Islamkonferenz"

Mouhanad Khorchide, Obmann des Vereins Muslimisches Forum Österreich, und Projektleiterin Nela Salamon
Neue Plattform für Dialog mit Politik, Medien, Kirchen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Der islamische österreichische Theologe Mouhanad Khorchide will mit einer neuen Dialogplattform das Gespräch mit Politik, Medien, Kirchen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft institutionalisieren. Am Montag präsentierte er gemeinsam mit Projektleiterin Nela Salamon in einer Pressekonferenz die "Österreichische Islamkonferenz" (ÖIK), die am 24. Juni erstmals zusammentritt.

Der im Libanon geborene und in Saudi-Arabien aufgewachsene Khorchide ist unter anderem wissenschaftlicher Leiter des Beirats der von der Bundesregierung eingesetzten "Dokumentationsstelle politischer Islam".

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 sei der Islam verstärkt in den Fokus gerückt, aber immer nur als Problemthema, so Khorchide. Sein Ziel sei eine lösungsorientierte Zusammenarbeit, der regelmäßige strukturierte Austausch mit gesellschaftlichen Akteuren und die Erstellung praxisorientierter Handlungsempfehlungen.

Anders als in Deutschland

In Deutschland gebe es eine solche Konferenz schon seit 2006, dort sei sie aber am Innenministerium angedockt und damit sicherheitspolitisch konnotiert. In Österreich sei die Initiative hingegen von Muslimen selbst angestoßen worden, gemeinsam habe man auch den Trägerverein "Muslimisches Forum Österreich" (MFÖ) gegründet. Geld für die Konferenz kommt vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds, einem Finanzierungsinstrument der EU.

Dass dieses Forum als Parallelstruktur zur Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) fungieren könnte, stellte Khorchide in Abrede, man strebe auch das Gespräch mit ihr an. "Wir stellen auf keinen Fall den Anspruch, dass wir durch diese Struktur Muslime in Österreich vertreten wollen", betonte er. Die Unabhängigkeit stehe im Mittelpunkt, einer politischen Vereinnahmung will sich der Wissenschafter verweigern.

Wichtig sei, dass die innerislamische Vielfalt sichtbarer werde, unterstrich Khorchide. Studien belegten, dass die absolute Mehrheit der Muslime keine Probleme mit demokratischen Grundwerten und der Rechtsstaatlichkeit habe. "Aber viele solcher Institutionen sind der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt", bedauerte er.

Um das zu ändern, tritt die Islamkonferenz 2023 und 2024 fünfmal zusammen, erstmals am 24. Juni. Bei einer Abschlussveranstaltung im September 2024 soll auch die breite Bevölkerung miteinbezogen werden.

Kritik von IGGÖ

Kritik kam von der IGGÖ: Mit ihr existiere ja bereits eine Ansprechpartnerin für den Staat und seine Behörden, für Zivilgesellschaft, Kirchen und Religionen. Die IGGÖ stößt sich auch daran, dass die Förderung über das Bundeskanzleramt vergeben wird, das auch für Kultusangelegenheiten und somit für die Zusammenarbeit und den Dialog mit der Glaubensgemeinschaft, gleichzeitig aber auch für die Gründung der "Dokumentationsstelle politischer Islam" zuständig war - wo auch Khorchide tätig ist.

"Die Frage der Legitimation drängt sich von selbst auf, wenn ein neugegründeter Verein nun den Anspruch erhebt, den Dialog über den Islam in Österreich institutionalisieren zu wollen, dabei aber die zentralen Akteur*innen des muslimischen Lebens in Österreich nicht miteinbezieht", hieß es in einer Aussendung der IGGÖ. "Diskurse können jedoch nur dann einen Wandel bedingen, wenn sie von innen heraus entstehen und von einer breiten Basis mitgetragen und vor allem mitgestaltet werden können. Ein von außen oder oben aufoktroyierter Dialog, der in dieser Form nicht auf Augenhöhe geführt werden kann, vermag dies nicht zu leisten. Das Projekt 'Österreichische Islamkonferenz' läuft daher Gefahr erneut eine Struktur zu schaffen, im Rahmen derer über anstatt mit Muslim*innen geredet werden soll."

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