Neue Route für Singletrail: Waldfriede zwischen Pilgern und Bikern
„Das hat sich aufgeschaukelt“, lautet der Befund von Meinhard Egger vom Bischof-Stecher-Gedächtnisverein in der Rückschau. Er selbst weilte im Sommer 2022 im Urlaub, als der Streit um den Bau eines neuen Singletrails nahe einem nach dem 2013 verstorbenen Innsbrucker Altbischof Reinhold Stecher benannten Besinnungsweg eskalierte.
Der in der Bevölkerung extrem beliebte Kirchenmann sei immer für „Toleranz und Miteinander“ gestanden, erinnerte Egger an dessen Haltung. Und erklärte sich die erhitzten Gemüter mit zu wenig Informationen im Vorfeld des Baus. Egger ließ durchblicken, dass man ansonsten selbst für die dann so kritisierte Routenführung eine Lösung finden hätte können.
Sondersitzung
Doch der vor eineinhalb Jahren praktisch fertig gebaute Hofwaldtrail auf der Nordkette wurde stattdessen in Teilen rückgebaut. Das hatte damals ein eigens einberufener Sondergemeinderat beschlossen. Gegner des Trails hatten Störung der Pilger durch die Nähe der Strecke moniert und, dass diese den Stecher-Weg kreuzt.
Am Donnerstag präsentierten nun Bürgermeister Georg Willi (Grüne) und der für Wald und Natur zuständigen ÖVP-Vizebürgermeister Andreas Wanker eine Lösung. Der Hofwaldtrail rückt nun auf neuer Trasse vom Kreuzweg ab, kreuzen wird er ihn trotzdem. Das sei so gestaltet, „dass nichts passieren kann“, betonte aber Egger.
Abgebremst wurden die Biker vor Querungen von Wanderwegen freilich schon – wie bei solchen Strecken üblich – auf der alten Route durch Zaunkonstruktionen, wie ein Video der Trailbauer zeigt. Für David Messner vom Amt für Wald und Natur zeigt die Causa: „Wir haben mit vielen Konflikten zu tun.“
Unterschiedliche Interessen
Verschiedene Gruppen würden den Naturraum auf verschiedene Arten nutzen wollen. Man habe sich bei der Planung des zweiten Anlaufs die Kritikpunkte zu Herzen genommen. Kreuzungspunkte wurden so gewählt, dass an diesen mehrere Wege zusammenkommen, betont er.
Egger lobt das „Aufeinanderzugehen“. Und appelliert ganz im Sinne von Bischof Stecher an Wanderer wie Radfahrer für „Toleranz und Miteinander“. Damit war es zur heißen Zeit des Konflikts um den Hofwaldtrail nicht weit her. Unter dem Motto „Ja, zum Trail, aber nicht so!“, hatte im Sommer 2022 eine Bürgerinitiative im Pfarrbüro und der Pfarrkirche des Stadtteils Hötting Unterschriften gesammelt.
Gefährliche Fallen
Manche Gegner wollten sich damit aber nicht begnügen und stellten Bikern auf der Strecke gefährliche Fallen, indem sie dort Äste und Holzteile platzierten. Nun scheint ein Waldfriede in Reichweite.
Im Stadtsenat hat die neue Variante bereits eine Mehrheit gefunden. Wird dieser Beschluss auch in der nächsten Gemeinderatssitzung bestätigt, soll ehebaldigst mit dem Trailbau begonnen werden. Geht es nach Referent Messner, ist im Sommer bereits alles angerichtet.
Bürgermeister Willi zeigte sich zufrieden, „dass wir eine Geschichte finalisieren, die gut eineinhalb Jahre gelegen ist“. Er betonte, dafür ein Interregnum genutzt zu haben, „um das gleich anzugehen“. Das Ressort Wald und Natur war nach der Abwahl von dem inzwischen von der ÖVP ausgeschlossenen und im Dezember als Vize-Bürgermeister abgewählten Johannes Anzengruber vorübergehend an Willi gewandert.
Inzwischen liegt die Verantwortung wieder bei Andreas Wanker, dem Nachfolger des Parteirebellen. Der zeigt sich „total glücklich, dass wir heute eine Lösung präsentieren können“. Die kostet. Das Projekt war ursprünglich mit 120.000 Euro budgetiert. Der Großteil davon ist bereits in die in Teilen wieder rückgebaute Strecke geflossen. Die neue Variante wird nun weitere 50.000 bis 60.000 Euro kosten, schätzt Messner.
Konflikte verhindern
Eine für die Innsbrucker Politik typische Posse geht somit einem Happy End entgegen. Die Pointe der Geschichte: Mit dem Bau von Singletrails will die Stadt eigentlich Konflikte zwischen Bikern und Wanderern verhindern.
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