Neue Hugo-Portisch-Gasse in Wien: Platz für einen großen Namen

ORF-Chef Roland Weißmann und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) enthüllten das Straßenschild.
Wenn Hugo Portisch Geschichte erzählte, blieb sie im Gedächtnis. Nach dem ehemaligen KURIER-Chefredakteur wurde nun eine Straße benannt.

Journalistenlegende Hugo Portisch hat sich während seiner Karriere viele Beinamen verdient: Der Erklärer der Nation oder das personifizierte Geschichtsbuch Österreichs, wie ihn Bundespräsident Alexander Van der Bellen einmal bezeichnete. Der Name Hugo Portisch ist aber eine Größe für sich.

Neue Hugo-Portisch-Gasse in Wien: Platz für einen großen Namen

Nur wenige Jahre nach seinem Einsteig beim KURIER übernahm Hugo Portisch als Chefredakteur.

Im Vorjahr verstarb der ehemalige KURIER-Chefredakteur und Chef-Kommentator des ORF. Am Küniglberg in Hietzing erinnert künftig die Hugo-Portisch-Gasse an ihn. Das Straßenschild wurde von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Beisein von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann und dessen Vorgänger Alexander Wrabetz enthüllt. Umbenannt wurde dafür ein kurzer Abschnitt der Würzburggasse, direkt vor dem Haupteingang zum ORF-Zentrum. Anrainer sind von der Adressänderung aber nicht betroffen.

Pionierarbeit

„Wir stehen buchstäblich auf seinen Schultern“, erinnerte Wrabetz an das von Portisch initiierte Rundfunkvolksbegehren von 1964 – das erste Volksbegehren Österreichs. Damals noch Chefredakteur des KURIER, war es sein Ziel, den ORF zu einem unabhängigen Medium zu machen.

832.000 Unterschriften kamen zusammen und ebneten den Weg für das Rundfunkgesetz. Noch heute gilt Hugo Portisch als journalistisches Vorbild. Als einer von wenigen österreichischen Journalisten absolvierte er damals ein Praktikum bei der „New York Times“.

Namhafte Platzfrage

Von dort brachte er die Grundsätze des kritischen Journalismus mit und prägte das Credo: check, re-check, double-check. Immer nah am Geschehen, ließ sich Portisch von der Politik aber nie einfangen. Auch nicht, als SPÖ und ÖVP ihn 1992 als gemeinsamen Kandidaten für die Hofburg-Wahl aufstellen wollten. „Er wäre für das Amt geeignet gewesen, wollte seine journalistische Freiheit aber nie aufgeben“, würdigte Ludwig den Ausnahmejournalisten in seiner Rede.

Beim ORF wurde Portisch zur Stimme zeithistorischer Ereignisse. Immer noch zum Pflichtprogramm gehören seine Fernsehserien „Österreich I“ und „Österreich II“. Als Erzähler prägte Portisch das Geschichtsbewusstsein mehrer Generationen, konfrontiere das Land mit dessen Geschichte, erklärte, ohne je zu belehren.

In Erinnerung bleiben auch seine Analysen ohne Punkt und Komma. Das Bemerkenswerte: Man verstand ihn dennoch. „Schon als Kind haben mich seine Berichte begeistert. Man musste ihm zuhören“, erinnerte sich auch Ludwig.

Früher Berufseinstieg

Seine ersten journalistischen Schritte machte der 1927 in Bratislava geborene Portisch noch während seines Studiums 1947 in der Wiener Redaktion des St. Pöltner Pressvereins

Prägende Jahre beim KURIER

Nach einem USA-Aufenthalt kam er 1954 zum KURIER, dessen Chefredakteur er 1958 wurde. 1967 wechselte er zum ORF, wo er vor allem mit zeitgeschichtlichen Dokumentationen für Aufsehen sorgte

Welcher Ort diesem Vermächtnis angemessen ist, darüber gab es unterschiedliche Auffassungen. Eine Petition forderte, den Karl-Lueger-Platz in „Hugo-Portisch-Platz“ umzubenennen. Mit der Würzburggasse habe man eine sinnvolle Verkehrsfläche gefunden, so Ludwig. Viel Aufwand bedeutete die Umbenennung jedenfalls nicht.

Insgesamt zwei Straßenschilder mussten getauscht werden. Eines davon wurde für die Präsentation abgenommen, das andere abgeklebt. Eines sagten alle Anwesenden: Sie hätten gerne eine Analyse von Portisch zum aktuellen Weltgeschehen gehört. Er sei eine Stimme, die fehlt.

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