Nach sexuellen Übergriffen: Innsbrucker Fasching wird videoüberwacht

Weitere Maßnahme: Die Maria-Theresien-Straße wird heuer keine Partyzone
Die Polizei zieht am Faschingsdienstag Konsequenzen aus den Attacken zu Silvester.

Ausgelassene Stimmung, große Menschenansammlungen und jede Menge Alkohol: Das ist die explosive Mischung, die Jahreswechsel- wie auch Faschingsfeierlichkeiten zur Herausforderung für die Exekutive macht. Diese ist durch die sexuellen Übergriffe in der Innsbrucker Silvesternacht noch größer geworden. Eine Gruppe von Männern, die als Asylwerber nach Österreich gekommen waren, hatte 18 Frauen zum Teil massiv bedrängt.

Bereits unmittelbar nach den Vorfällen hat die Polizei angekündigt, ihr Sicherheitskonzept für Silvester 2017/’18, aber auch für den Faschingsdienstag zu überdenken. Wie Stadtpolizeikommandant Martin Kirchler bestätigt, wird am Faschingsdienstag kommende Woche das Partyareal in Innsbruck erstmals videoüberwacht.

"Wir haben ein ganzes Maßnahmenpaket erstellt. Dazu zählt umfangreiche Videoüberwachung – auch mit der Möglichkeit aufzuzeichnen", erklärt Kirchler. Kameras kommen nicht nur dort zum Einsatz, wo die Veranstaltung über die Bühne geht, sondern auch bei den Einlässen zum Festgelände. Dort wird es erstmals auch Zugangskontrollen geben. Um die zu ermöglichen, beschränkt das Innsbrucker Stadtmarketing die Veranstaltung auf die Altstadt.

"Das ist vom Raum her auch besser überwachbar", sagt Bernhard Vettorazzi, Chef des Stadtmarketings, das auch alljährlich den Bergsilvester organisiert. "Nach diesen Vorfällen können wir nicht zur Tagesordnung übergehen. Wir wollen der Bevölkerung auch signalisieren, dass wir das ernst nehmen."

Dazu gehört, dass die Ausrichtung des Events von Party Richtung Fasching für die ganze Familie geändert wurde. Die an die Altstadt anschließende Maria-Theresien-Straße wird nicht mehr bespielt. "Wir hoffen, dass bestimmte Besuchergruppen gar nicht erst kommen", sagt Vettorazzi. Die Reaktionen aus der Bevölkerung seien gemischt. "Wir sind aber sicher keine Spaßbremsen", kontert er negative Kommentare. Möglichkeiten, Party zu feiern, gäbe es ausreichend in den vielen Lokalen der Innenstadt.

Übergriff in Schwaz

In Schwaz ist es bereits am Gründonnerstag bei der Faschingsveranstaltung der Stadt im Tiroler Unterland zu einem sexuellen Übergriff gekommen. Eine 14-Jährige, die mit zehn Freundinnen unterwegs war, schubste einen 18-jährigen Iraner weg, als der eines der Mädchen küssen wollte. Daraufhin soll der junge Mann der 14-Jährigen in den Intimbereich gegriffen und sich aus dem Staub gemacht haben.

Die Mädchen meldeten den Vorfall einem Security. Wenig später konnte die Polizei den betrunkenen Iraner fassen. Er wurde zunächst festgenommen und später auf freiem Fuß angezeigt.

Jene acht Männer, die nach der Silvesternacht in Innsbruck als dringend Tatverdächtige ausgeforscht wurden, warten vorerst noch auf mögliche Anklagen. "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Es sind noch Zeugeneinvernahmen ausständig", erklärt Thomas Willam, Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck.

Einige der Opfer kamen, wie berichtet, aus dem Ausland, was die Arbeit der Ermittler erschwert. Da die Angreifer als Gruppe agierten, dürfte es auch schwierig werden, die Übergriffe einzelnen Tätern zuzuordnen. Justizminister Wolfgang Brandstetter will als Reaktion auf die Innsbrucker Silvesternacht einen neuen Straftatbestand der sexuellen Belästigung in Gruppen einführen, für den bis zu zwei Jahre Haft drohen. Die Novelle ist derzeit in Begutachtung.

Erhöhte Präsenz

In Innsbruck versichert Polizeikommandant Martin Kirchler, dass "wir alles unternehmen, um solche Vorfälle wie in der Silvesternacht zu verhindern". So wird auch die Polizeipräsenz erhöht. Dass sich das Geschehen im Vergleich zu Silvester auf die Tagesstunden konzentrieren wird, erleichtert die Arbeit der Exekutive. Faschingsmasken erhöhen hingegen die Anonymität.

25.000 Besucher werden heute, Samstag, in Villach erwartet, wenn um 14 Uhr der alljährliche große Faschingsumzug beginnt. Als allgemeine Vorsichtsmaßnahme wurden auch hier strengere Sicherheitsvorkehrungen im Vergleich zu früheren Jahren getroffen.

Im Zuge dessen kommt es heuer zu einer Premiere in der Faschingsmetropole: Die Polizei, die uniformiert sowie mit zahlreichen Zivilstreifen im Einsatz sein wird, lässt die rund 500 Meter lange Strecke zwischen dem Hauptplatz und dem Bahnhof erstmals videoüberwachen.

"In den Abendstunden kommt es jedes Jahr zu Randalen. 2016 haben wir fünf Festnahmen verzeichnet", sagt Villachs Stadtpolizeikommandant Erich Londer. Neu ist die Alkoholkontrolle bei Lenkern der Umzugswägen. Londer: "Nachdem sich in Niederösterreich ein bedauerlicher Unfall ereignet hat, wird der Veranstalter angehalten, uns jede Auffälligkeit zu melden."

Zehntausende Menschen werden am Faschingsdienstag auch in Graz erwartet, wenn ab 12.45 Uhr Dutzende Wägen durch die Innenstadt fahren. In der steirischen Landeshauptstadt setzt man jedoch auf die bewährten Sicherheitskonzepte. Das gilt auch für Salzburg, wo mit keinen großen Menschenmengen gerechnet wird.

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