Nach Sanierung: Ein neues Büro für den Innenminister
Die Herrengasse im Stadtzentrum von Wien dient gleich mehreren Palais als Adresse. Das am besten bewachte ist jenes mit der Hausnummer 7. Dort, im Palais Modena, war schon in der Monarchie die oberste Polizeibehörde untergebracht. Und auch heute ist es der Sitz des Innenministeriums. Über ein Jahr lang mussten allerdings die Minister, zuerst Karl Nehammer und jetzt Gerhard Karner (beide ÖVP), den Sicherheitsapparat von einem Ausweichquartier am Minoritenplatz führen, weil das unter Denkmalschutz stehende Gebäude einer Generalsanierung unterzogen wurde.
Jetzt allerdings sind die Arbeiten abgeschlossen und Karner kann wieder in das historische Ministerbüro im Palais übersiedeln.
Es war die erste Generalsanierung seit 1945. Damals mussten die Kriegsschäden beseitigt und ein Trakt sogar wieder aufgebaut werden. Danach wurden nur partielle Arbeiten durchgeführt. Etwa die Freilegung und Restaurierung der Sala terrena inklusive der Fresken sowie der Hauskapelle. Die Kapelle wird seither auch für Gottesdienste genutzt, wobei der Künstler Arnulf Rainer ein Kreuz gestaltet hat.
Diesmal war ein größerer baulicher Eingriff notwendig, da in manchen Räumen die Gefahr bestand, dass die Decke abbröckelt. Besonderen Handlungsbedarf gab es bei den elektrischen Anlagen, die teilweise noch mit Stoff ummantelt waren. Nach diesen Einbauarbeiten musste natürlich der historische Zustand der Wände wiederhergestellt werden.
Moderne Ausstattung
Innenminister Gerhard Karner zur Restaurierung: „Das Palais Modena, Amtssitz der Innenminister der Zweiten Republik, ist ein stummer Zeuge der Zeitgeschichte. Die erste Renovierung seit 1945 war eine wichtige Maßnahme des respektvollen Umgangs mit historischen Gebäuden der Wiener Innenstadt und ihrer Erhaltung für die Zukunft.“
Für Karner ist es auch „eine historische Verantwortung“ so ein „ein architektonisches Juwel wie das Palais Modena“ für die Nachwelt zu erhalten. Auch deswegen sei die Generalsanierung notwendig gewesen.
Technik auf dem neuesten Stand
Die umfassenden Arbeiten, deren Kosten sich auf rund 3,9 Millionen Euro belaufen, wurden natürlich auch dazu genutzt, die technische Ausstattung auf einen modernen Standard zu bringen. So verfügt das Innenministerium zum Beispiel ab sofort über eine neue Anlage für Videokonferenzen.
In der Zweiten Republik haben inklusive dem aktuellen Ressortchef Gerhard Karner bereits 26 Innenminister hier residiert. Der erste war im Jahr 1950 Oskar Helmer von der SPÖ. Unter ihnen gab es bis jetzt drei Frauen, die von der Herrengasse 7 aus den Sicherheitsapparat der Republik geleitet haben: Liese Prokop, Maria Fekter und Johanna Mikl-Leitner, alle ÖVP.
Architektonisch war das Palais Modena in der Herrengasse ursprünglich ein Renaissance-Gebäude gewesen, das danach durch bauliche Veränderungen zu einem streng klassizistischen Gebäude geworden ist.
Die Errichtung
Im Jahr 1410 hatte Siegmund Mauerpeck, ein Dienstmann des Herzogs Ernst von Österreich, eines der Gebäude auf dem Grundstück der heutigen Herrengasse 7 erworben. Danach wurde das Haus mehrmals verkauft. 1453 überlässt die Stadt Wien dem damaligen Besitzer auch das zweite Gebäude an dieser Adresse. Die beiden Häuser werden dann zu einem vereinigt.
Die Residenz
Den Namen Palais Modena hat die Herrengasse 7 im Jahr 1811 erhalten, als Maria Beatrix Herzogin von Modena die neue Besitzerin wird. Sie lässt das Gebäude zu einer repräsentativen Residenz umbauen, die wenige Jahre später unter anderen an Gustav Prinz Wasa und Prinzessin Amalie von Schweden vermietet war.
Das Regierungsgebäude
1842 erwirbt der Staat das Palais. Seither wird es als Amts- und Regierungsgebäude genutzt. Kurze Zeit ist dort die Polizei- und Zensur-Hofstelle untergebracht. Die wird im Zuge der Revolution 1848 aufgelöst, das Palais wird danach für das k.k. Ministerratspräsidium genutzt. In dieser Zeit dort auch die Wiener Zeitung untergebracht.
Das Innenministerium
1868 ist die Herrengasse 7 erstmals Sitz des neuen Ministeriums für Landesverteidigung und öffentliche Sicherheit. Nach dem Ersten Weltkrieg residiert dort kurze Zeit Staatskanzler Karl Renner. 1919 wird es zum Staatsamt des Inneren. Während des Zweiten Weltkriegs befindet sich dort die nationalsozialistische Reichspolizeiverwaltung. Nach der Wiedererrichtung der Republik zieht dort wieder das Innenministerium ein.
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