Nach Kritik: Stadt Wien holt bei Eventhalle nun Private an Bord

Rendering der Wien Holding Arena
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) mischt beim Prestigeprojekt in St. Marx die Karten neu. Die Kosten dürften auf mehr als 750 Millionen Euro steigen.

Die Stadt sucht für ihr nächstes Mega-Projekt, die geplante Eventhalle in St. Marx, nun private Partner, die sich um Finanzierung, Bau und Betrieb kümmern. Die EU-weite Ausschreibung startet Anfang des kommenden Jahres.

Was auf den ersten Blick nach einer ziemlich nüchternen Meldung klingt, birgt in Wahrheit großen politischen Sprengstoff in der Stadt.

Denn zuletzt gab es an der Eventhalle, die die alte Stadthalle als Veranstaltungsarena ablösen soll, immer heftigere Kritik. Die Rede war unter anderem von einer Kostenexplosion von 250 Millionen Euro auf 750 Millionen Euro (der KURIER hat berichtet) sowie von Bauverzögerungen.

Kurzum: Rund um das Projekt, das die stadteigene Wien Holding verantwortet, wurden bei Skeptikern zuletzt Erinnerungen an das Krankenhaus Nord wach.

Der verantwortliche Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) hat die Karten gestern am Abend neu gemischt. Da gab er bekannt, dass die Wien Holding die (offiziell sogar nach ihr benannte Arena) nicht alleine verantworten wird.

Vielmehr suche man international einen „strategischen Partner“, der die neue Halle „unter bestmöglicher Umsetzung der Interessen der Stadt errichten und betreiben“ könne.

"Nie nur Gast sein"

Man wolle „eine Partnerschaft auf Augenhöhe“, sagte Hanke. „Die Stadt wird nie nur Gast in ihrer eigenen Halle sein.“ Was er damit meint: Die Stadt will sich bei ihrem Partner weitgehende Mitspracherechte sichern – etwa mit Blick auf die Auswahl der Veranstaltungen.

Mit all zu konkreten Zahlen konnte (oder wollte) man noch nicht aufwarten: Man wolle dem Vergabeverfahren und Verhandlungen nicht vorgreifen. Investitionssummen nannte man nicht.

Klar ist, dass die Stadt mit privaten Partnern ihr finanzielles (und politisches) Risiko minimiert.

Auf Nachfrage des KURIER äußerte sich Hanke zur Kritik an den möglichen Kosten und am Zeitplan für die Halle.

Denn: Jüngsten KURIER-Informationen zufolge könnten die Kosten die kolportierten 750 Millionen Euro sogar noch überschreiten. Valorisiert man den Betrag – sprich: rechnet man die Teuerungsrate bis Bauende ein – könnte er schlussendlich eine Milliarde Euro betragen.

Für Hanke ist das „keine realistische Größenordnung“. Derartige Rechnungen aufzustellen, halte er für „banal“. Schließlich sei „der Planungsstand gar nicht so weit“.

Vollbetrieb 2028?

Auch dass sich die Fertigstellung der Halle bis 2029 verzögern könnte, schließt Hanke (fast) aus. „Wenn wir noch weitere Lockdowns erleben, kann ich kein Datum garantieren.“ Andernfalls soll der Bau wie geplant im Jahr 2026 fertiggestellt sein – die Arena könne dann 2027 in Betrieb gehen und 2028 mit 150 bis 200 Spieltagen voll ausgelastet sein. Spätestens dann soll sie die 64 Jahre alte Stadthalle ersetzen.

Für Hanke ist es auch ein Herzensprojekt: „Wir wollen ein Landmark schaffen.“ Die Halle, die Platz für 20.000 Menschen bieten wird, solle zu den „Top 3“ in Europa zählen. „Jeder investierte Euro kommt zwei- bis dreifach zurück“, so Hanke.

"Pandemiesichere Halle"

Man habe den Entwurf der Wiener Architekten Christian Kronaus, Peter Mitterer und Reinhardt Gallister, die 2020 den Architekturwettbewerb gewannen, in den vergangenen Monaten optimiert, sagt Wien-Holding-Chef Kurt Gollowitzer.

Die Halle solle nicht nur mit Nachhaltigkeit und Funktionalität beeindrucken, sondern auch mit „Pandemiefähigkeit“. Was das bedeutet? Gollowitzers Erklärung: „Früher mussten Hallen terrorsicher sein, jetzt auch pandemiesicher“.

Die Debatte um die Halle ist noch nicht zu Ende: Die ÖVP hat im Vorjahr den Stadtrechnungshof eingeschaltet, jetzt erscheint der Prüfbericht.

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