Nach 22 Jahren wegen Mordes vor Gericht: "Wie aus einem Krimi"
"Das ist ein Mord, der aus einem Krimi stammen könnte", sinniert der Staatsanwalt, ehe er den Geschworenen seine Anklage vorträgt: 2001 wurde ein Italiener in der Steiermark ermordet - erst wurde ihm ein Stich in den Rücken versetzt, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Getötet wurde der Mann mit einem Schuss in den Kopf.
Seit Montag müssen sich die mutmaßlichen Auftraggeber wegen Mordes vor Gericht verantworten, eine Slowakin und ihr ehemaliger Schwager. Bleibt man beim Krimivergleich des Staatsanwaltes, sah das Drehbuch so aus: Sie - mittlerweile 57 Jahre alt - war die Geliebte des Italieners, der ihr immer wieder Geld zugesteckt und später auch zu ihren Gunsten eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen haben soll. "Das Motiv ist Habgier", merkt der Staatsanwalt an.
2001 wurde jedenfalls die Leiche des Italieners in der Südsteiermark in der Nähe einer Autobahn gefunden. Das Opfer hatte keinen Ausweis bei sich, erst durch abgleiche mit Datenbanken bekam der Unbekannte seine Identität zurück: Gianmaria V., 47 Jahre.
Lange gab es keinerlei Hinweise auf den oder die Täter - bis 2016: Da behauptete ein Steirer, der wegen Drogenhandels in der Slowakei im Gefängnis saß, Details über einen Mord ein Österreich zu wissen. Jene steirischen Ermittler, die bereits 2001 an dem Mordfall arbeiten, erfuhren davon, fragten nach - und fassten tatsächlich jene Männer, die die Tat ausübten. Sie wurden 2019 in Graz rechtskräftig zu 17 und 18 Jahren Haft verurteilt.
Ein fast perfekter Mord
Der Staatsanwalt in ihrem Prozess bezeichnete den Fall als perfekten Mord: Es gab keine Spuren am Tatort, einem Feldweg neben der A2, kein Projektil, keine Waffe. Der Akt sei "ins Archiv gewandert". 2016 jedoch plauderte der Dealer, der wiederum von einem der Komplizen des Mordkomplotts davon gehört hatte - der Mann ärgerte sich, nicht bezahlt worden zu sein. Statt Geld folgte dann 219 der Prozess in Graz.
Damals wurden auch die nun angeklagte Slowakin und ihr Ex-Schwager festgenommen, doch die Slowakei verweigerte lange die Auslieferung ihrer Staatsbürger. 2022 war es aber so weit, bis Freitag dauert nun der Mordprozess gegen die beiden 57-Jährigen: Ihnen wirft der Ankläger vor, den Mord an dem Italiener quasi bestellt zu haben, bevor die Geldquelle versiegte. Denn der Mann soll seine Geliebte angezeigt haben, nachdem sie mit seinem Geld verschwunden ist - das sei sein Todesurteil gewesen. "Eine spannende Geschichte", merkt der Verteidiger der Frauan, die in der Slowakei eine "erfolgreiche Geschäftsfrau" mit einem Schönheitssalon gewesen sei. "Aber die Geschichte hat mit der Realität nichts zu tun." Vielmehr sei seine Mandantin vom Italiener mit seiner Eifersucht gequält worden.
Der Prozess ist bis Freitag angesetzt.
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