Mysteriöser Tod eines Schülers beim Football-Training
Der 30. Juni war laut dem Wetterdienst Ubimet ein sogenannter Wüstentag. Das bedeutet, dass es im Großraum Wien teilweise mehr als 35 Grad Celsius hatte – ein idealer Badetag. Nicht so für die Schüler der Berufsschule für Einzelhandel und EDV-Kaufleute aus der Donaustädter Prinzgasse. Sie waren an diesem Tag bei einem Schnupperkurs beim Footballklub Vienna Vikings in Simmering.
In der Folge starb ein Berufsschüler. Zwei Schulkollegen haben ein Protokoll über die Abläufe erstellt, in dem Vorwürfe gegen Lehrer erhoben werden, die sogar bis zu einer möglichen Mitverantwortlichkeit führen könnten.
Erster Vorfall
Um 9.30 Uhr begann das Training, schildern die beiden Schüler, nach einer Stunde soll es den ersten Rettungseinsatz wegen eines kollabierten Teilnehmers gegeben haben.
Doch das Training soll weitergelaufen sein, obwohl es immer heißer wurde. Im Protokoll der Schüler ist von einem weiteren Vorfall die Rede: Schülerin ist schwindlig gewesen, hat sich hingesetzt. Mitschüler bringt Schülerin Wasser, Lehrkraft (Name dem KURIER bekannt, Anm.) kommt vorbei, „nicht deppert rumsitzen, sondern mitmachen“. Mitschüler weist Lehrkraft darauf hin, dass Schülerin nicht dazu in der Lage ist, sportlichen Aktivitäten weiterhin nachzugehen. Lehrkraft meint darauf hin, dass dies Arbeitsverweigerung sei. Schüler meint zu Lehrkraft, dass Schülerin jetzt auf jeden Fall sitzen bleibt, Lehrkraft dreht sich um und meint sarkastisch: „Wenn’s Ihnen soo schlecht geht, dann müssen S’ die Rettung rufen“, dreht sich um und geht.
Weitere Auszüge aus der Chronologie: Kaum schattige Plätze zum Unterstellen und Pause machen. Kantine mit Sonnenschirmen von Lehrern besetzt; Schüler, die sich dort unterstellen wollen, werden weggeschickt. Schüler, die aus gesundheitlichen Gründen keinen Sport betreiben konnten, wurden als „Fotobeauftragte“ eingesetzt, was nichts anderes war, als ebenfalls den Tag in der Sonne zu verbringen.
Tod in der Mittagshitze
Offenbar in der größten Mittagshitze, um etwa 14.30 Uhr, soll schließlich ein 22-jähriger Berufsschüler zusammen gebrochen sein.
„Gegen 14.40 Uhr wurde die Berufsrettung Wien auf den besagten Sportplatz zu einem Einsatz gerufen. Vor Ort trafen die Teams auf einen bewusstlosen Patienten, der einen Herzkreislaufstillstand erlitten hatte und reanimationspflichtig war“, teilt die Wiener Berufsrettung dem KURIER mit. „Die Teams der Berufsrettung haben sofort mit den Reanimationsmaßnahmen begonnen. Trotz dieser verstarb der 22-Jährige noch vor Ort.“
Die Schüler wurden fortgeschickt, um ihnen den Anblick zu ersparen, glauben die beiden Schulkollegen.
In der Zwischenzeit wurde der Leichnam mit dem Rettungswagen in die Pathologie gebracht. Für das Rettungsteam war der Einsatz samt Nachbearbeitung vor 17 Uhr dann zu Ende.
Bildungsdirektion prüft Fall noch
Laut Polizei gab es jedenfalls mangels irgendwelcher Zeugen keine Obduktion und keine Ermittlungen. Laut den beiden Schülern sei man erst in der darauf folgenden Woche vom Klassenvorstand über den Tod des Schulkollegen informiert worden.
Offen bleibt dabei die Frage, wie es zum Tod des Berufsschülers überhaupt kommen konnte. Anscheinend gibt es auch unterschiedliche Wahrnehmungen über die Abläufe.
Die Direktorin will zu dem tragischen Vorfall nichts sagen und verweist auf die Bildungsdirektion Wien. Dort weist Pressesprecherin Petra Grießner Vorwürfe zurück, dass Schüler aus dem Schatten weggeschickt wurden. Auch seien sie zu ausreichend Wasserpausen angehalten worden. Zudem seien drei Schulpsychologen sofort an die Schule geschickt worden. Der Fall werde aber jedenfalls derzeit noch geprüft.
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