Museumsdirektoren sind alarmiert: "Kunstwerke sind das falsche Ziel"
Klebeaktionen (am Sockel eines Dinosaurierskeletts im Naturhistorischen Museum) oder Schüttaktionen (auf ein Werk Gustav Klimts im Leopold Museum) – Aktivisten der „Letzten Generation“ verschafften sich in den vergangenen Tagen in Wien Aufmerksamkeit.
Direktoren der Museen in anderen Bundesländern verfolgen die Vorgänge mit Besorgnis, noch ist weder in der Steiermark oder in Salzburg derlei vorgekommen. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Maßnahmen werden etwa in Graz die Sicherheitsvorkehrungen aber nicht verschärft.
„Wir wollen Museen nicht zu einem Hochsicherheitstrakt machen oder Sicherheitszonen einrichten, wo Besucher wie am Flughafen durchleuchtet werden“, begründet Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie in Graz, einem Teil des Universalmuseum Joanneum. „Wir wollen den Besuchern ja auch die Möglichkeit erhalten, Kunst von Nahem zu betrachten.“
Das Universalmuseum Joanneum (UMJ) ist mit seinen 19 Häusern unterschiedlich ausgerichtet und breit aufgestellt, das Zeughaus mit seiner einzigartigen Sammlung von Ritterrüstungen in der Grazer Innenstadt gehört ebenso dazu wie das Schloss Eggenberg im Westen der Stadt mit seinen Prunkräumen. Der Schwerpunkt der Neuen Galerie liegt auf bildender Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Durchaus Verständnis für Motiv der Aktivisten
Peter Peer zeigt aber durchaus Verständnis für das Motiv der Klimaaktivisten: „Es ist ein sehr komplexes Thema, denn das Anliegen betrifft uns ja alle. Eigentlich stehen wir auf der Seite der Klimaschützer.“
Deren Methoden kann Peer aber nicht nachvollziehen. „Kunstwerke sind das falsche Ziel. Das ist der falsche Weg, um Protest auszudrücken.“ Museen hätten schließlich auch den Auftrag, Kunst für spätere Generationen zu bewahren und zu schützen – von daher sei man dem Ziel der Klimaaktivisten, die Erde zu retten, gar nicht so unähnlich.
Die Aktivisten sind sich nicht bewusst, dass sie der Gesellschaft keinen Dienst erweisen, wenn sie Kulturgut gefährden.
Lange vor jeglichem Aktionismus wurden Sicherheitsmaßnahmen in Museen eingeführt, Besucher dürfen keine Schirme oder riesige Taschen mit in die Säle nehmen, auch dicke Winterjacken werden in Garderoben abgegeben. „Damit sie nicht unabsichtlich anstoßen und so etwas beschädigen könnten“, erläutert Peer. „Wenn ich dann aber sehe, dass Leute Kunst absichtlich bewerfen, dann muss ich sagen: So eine Aktion ist immer mit dem Risiko verbinden, etwas zu gefährden.“ Das Argument, kostbare Gemälde seien ja ohnedies hinter Glas, greife hier nicht, denn: „Das Glas ist meist nicht dazu da ein Werk vor Flüssigkeit zu schützen, vielfach sind das UV-Gläser. Also so gefahrlos und harmlos, wie dargestellt wird, ist das alles nicht.“
Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museum, geht mit dem Grazer Kollegen d’accord. „Der Zweck heiligt in diesem Fall nicht die Mittel“, meint Hochleitner, auch wenn er Verständnis für die inhaltlichen Anliegen der Bewegung habe. „Denn wir sind als Museum mit unseren Vermittlungsangeboten zu Nachhaltigkeitsthemen auch in einem intensiven Diskurs mit unserem Publikum“, erinnert der Experte.
„Aber in erster Linie sind wir auch dafür da, Kunst zu bewahren und zu erhalten – im Grunde genommen ein Anliegen, das die „Letzte Generation“ und wir alle gemeinsam im Hinblick auf den Klimaschutz haben.“
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