Murkraftwerk: "Fundamentreste der Baracken sind da"

Das NS-Lager in Graz
Bundesdenkmalamt erforscht jetzt Relikte des NS-Lagers beim Baustellengelände in Graz.

Drei Stunden lang schaute sich ein Archäologe Freitag am Murufer um. Im Auftrag des Bundesdenkmalamtes ging es darum, Funde einzuordnen: Gegner des Grazer Murkraftwerkes haben Knochen und Metallteile gemeldet, auch Ziegel wurden entdeckt. Das hatte Brisanz, denn in des Nähe des Baugeländes gab es ein NS-Zwangsarbeiterlager. Mindestens 35 Menschen wurden dort von der SS in den letzten Kriegstagen erschossen.

Die Knochen stellten sich als Tierknochen heraus; auch die Metallstücke haben keinen Zusammenhang mit dem Zwangsarbeiterlager. Das Bundesdenkmalamt beginnt dennoch ab Montag eine archäologische Untersuchung - es wurden in einem Bereich tatsächlich Teile des NS-Lagers gefunden.

Dabei handelt es sich um "Fundamentreste von Baracken dieses Lagers. Die sind da", beschreibt Bernhard Hebert, Leiter der Abteilung Archäologie. "Das ist schon sehr interessant. Erstmals haben wir dort in der Landschaft konkrete Überreste."

Fund wird freigelegt

Diese Fundamente werden in der nächsten Zeit freigelegt, vermessen und dokumentiert. "Dann werden wir mit dem Bauherren reden, wie das weiter gehen soll", betont Hebert. Es sei noch vieles offen, gibt er zu bedenken. Die Ziegel lägen im Bereich des Baustellengeländes, dort seien aber "keine tiefergehenden Arbeiten geplant".

Für die Bauarbeiten der Energie Steiermark (ESTAG) haben diese Entdeckung und die Forschung vorerst keine Konsequenzen. Erst müssen die Experten die Fundstelle einschätzen können. "Dann ist zu überlegen, ob da an Ort und Stelle etwas ist, das man erhalten muss und Denkmalwert hat", erläutert Hebert.

Unterdessen wurde Freitag wieder gegen den Bau des Kraftwerks demonstriert. "Rettet die Mur" rief Nachmittags zum wiederholten Protestmarsch. Aktivisten scheiterten indes in der Früh mit einer geplanten neuerlichen Blockade: Auf dem Baugelände stand wegen einer verkürzten Arbeitswoche alles still.

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