Mobilität und Bergsport: Busfahren vor dem Gipfelsturm
Völlig zugeparkte Straßen, Einsatzkräfte, die nicht zufahren können, Grundbesitzer die verärgert sind: Es ist die andere Seite der Bergsport-Booms durch Corona. Immer mehr Menschen haben durch die Pandemie ihre Liebe zur Natur entdeckt. Fast alle reisen mit dem eigenen Auto an. Die Folgen sind eingangs beschrieben.
Doch lässt sich Bergsport und eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln überhaupt miteinander verbinden?
Diese Frage beschäftigt nicht nur immer mehr Bergsportregionen in Österreich und Deutschland, sondern auch den größten alpinen Verein des Landes, den Alpenverein. In einer Umfrage, die sich aktuell auf der Homepage des Vereins mit immerhin 600.000 Mitgliedern findet, wird genau dieser Problematik nachgegangen. Unter dem Schlagwort: „Mobilität und Bergsport“.
Hauptargument Bequemlichkeit
Gestellt werden Fragen wie: Könnten Sie sich vorstellen für die Hin- und Rückreise verstärkt auf öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen? Oder: Aus welchen Gründen benützen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel zu ihren Bergsportaktivitäten nicht so oft?
Bisher haben 2.000 Personen teilgenommen, Mitte September werden die Ergebnisse erwartet. „Die Gründe, die wir bis jetzt immer wieder hören sind, dass das Angebot fehlt, das Umsteigen mit Ausrüstung zu mühsam oder die Anreise mit dem eigenen Auto bequemer ist“, erklärt Irene Welebil von der Abteilung Naturschutz- und Raumplanung beim Österreichischen Alpenverein.
Eigentlich würde man davon ausgehen, dass Menschen, die sich gerne in der Natur aufhalten, auch an deren Schutz interessiert sind. „Es macht aber einen großen Unterschied, ob ich sehe, wie jemand vor mir am Berg sichtbar Müll wegwirft, oder ob jemand einen unsichtbaren Co2-Abdruck hinterlässt.
Den Müllsünder werde ich vielleicht ansprechen, den Autofahrer am Parkplatz eher nicht. Dieses Umdenken fehlt noch“, sagt Welebil. Dass der Schutz der Umwelt bei der Anreise immer stärker in den Fokus rückt, sei laut der Expertin vor allem bei der „Fridays for future“-Generation zu spüren. „Das sind junge Leute, die nie ein Auto hatten und auch nicht planen, sich eines anzuschaffen. Genau sie wollen ein Öffi-Angebot den Bergsport haben, das sie nützen können“, sagt Welebil.
Vorzeige-Regionen
Diesen Trend scheinen auch immer mehr Regionen zu erkennen. Wie etwa das Bergsteigerdorf Mallnitz im Kärntner Mölltal. Hier gibt es seit dieser Saison erstmals an den Wochenenden bis 26. Oktober einen Gratis-3-Täler-Wanderbus. Wer mit dem Zug anreist, kann mit den Öffis so ins Tauern- Seebach- oder Dösental gelangen.
„Gerade am Land besteht das Problem, dass unter der Woche für die Pendler ein Öffi-Angebot besteht, dieses aber am Wochenende wegfällt“, weiß auch die AV-Expertin. In Mallnitz dürfte ein Grund für den Bus auch die sich zuspitzende Parkplatzsituation im Dösental gewesen sein. Hier ist der Ausgangspunkt zum 3.000er Säuleck und dem beliebten Arthur-von-Schmid-Haus. Für den Parkplatz wird ab diesem Jahr erstmalig eine Gebühr von acht Euro an den Wochenenden fällig (unter der Woche fünf Euro).
Eigener Bergbus
Innovative Wege werden auch in München gegangen. Der Münchner Bergbus ist ein Pilotprojekt des Alpenvereins München. Durch ihn soll das hohe PKW-Aufkommen in den Bergen verhindert werden. Der Bus verbindet die bayerische Landeshauptstadt ohne Zwischenstopp mit ausgewählten Tourenzielen.
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