Gefährliches Halbwissen: Jeder fünfte Wanderer weiß nicht, wohin er geht
Blau, rot oder schwarz? Es ist eine Frage, die – zugespitzt formuliert – über Leben und Tod entscheiden kann. Denn es geht dabei nicht um Kleidung, sondern um die Wahl der Wanderroute. Laut einer Befragung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) weiß jeder siebte Wanderer nicht, welchen Schwierigkeitsgrad seine Route hat – und das, obwohl eine falsche Entscheidung schwerwiegende Folgen haben kann.
Nach wie vor boomt der Gang auf den Berg. Meldungen über Bergsteiger, die aus einer Notlage gerettet werden müssen, häufen sich. Schuld daran ist oft eine mangelnde Planung, wie Christoph Preimesberger, Landesleiter der oö. Bergrettung schon öfter im KURIER-Gespräch sagte.
Diese Aussage untermauert nun ein Ergebnis des KFV: „Ein Großteil der Wanderer erkennt zwar die Markierungen, mit denen die Schwierigkeit eines Wanderwegs angezeigt wird, die damit verbundenen Anforderungen an Technik und körperliche Fitness sind vielen jedoch nicht bekannt.“ Unfälle durch Fehleinschätzung und Überforderung seien die Folge.
Rot bedeutet mittelschwer
Durchgeführt wurde die Befragung an End- und Startpunkten von Wanderrouten. Zwei Drittel gaben an, sich gut mit dem österreichischen Markierungssystem auszukennen. Und tatsächlich stimmte das auch, denn 72 Prozent gaben eine korrekte Auskunft darüber, dass sie sich auf einem roten – also mittelschwierigen – Weg befinden.
Dass es auf einem solchen Weg aber ausgesetzte Stellen mit großer Absturz- und Verletzungsgefahr geben kann, wussten jedoch die wenigsten. Knapp ein Fünftel, 19 Prozent, der befragten Wanderer war weder die Bedeutung der roten Markierung noch die damit verbundenen Anforderungen bekannt.
„Durchschnittlich verletzen sich in Österreich jährlich rund 10.000 Personen beim Wandern und Bergsteigen so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Die zweithäufigste Unfallursache nach Stürzen ist Überstrapazierung“, sagt Othmar Thann, Direktor des KFV.
Rückweg einkalkulieren
Um dem vorzubeugen, sollte sich jeder zu Beginn der Tour fragen, wie fit er denn ist – wichtig sind Ausdauer, Kraft und Gleichgewicht. Besser ist es, langsam anzufangen und sich nach und nach zu steigern. Geht man in einer Gruppe, orientiert man sich immer am schwächsten Glied. Auch wenn der Gipfel meist das Ziel ist, sollte dennoch nicht auf den Rückweg vergessen werden, der ebenfalls Kraft kostet.
Deshalb ist es wichtig, jede Tour – und auch das Wetter – vor der geplanten Wanderung gut zu studieren und seine Ausrüstung dahingehend anzupassen. P. Stacher
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