Mit dem Auto raus aus der Ukraine: Ein Landwirt auf der Flucht

Wie viele andere flüchtete Thomas Brunner mit dem Auto aus dem Land.
Thomas Brunner floh mit seiner Familie vor dem Krieg. Der gebürtige Oberösterreicher im erzählt dem KURIER seine Erfahrungen.

Thomas Brunner und seine Frau ereilte in den vergangenen Tagen jenes Schicksal, mit dem derzeit viele Ukrainer konfrontiert sind: ihr Land wird von Russland bombardiert, die Aussicht auf eine sichere Zukunft in der Heimat sinkt von Tag zu Tag. Für viele ist der letzte Ausweg die Flucht. So auch für Brunner und seine Familie. Sie haben diesen Weg bereits hinter sich.

Seit 2004 lebte der gebürtige Oberösterreicher in der Ukraine, lernte dort seine Frau kennen, wurde zweifacher Vater und leitete eine Farm mit 1.200 Hektar und 5.000 Schweinen.

Diese musste er nun zurücklassen, wenn auch nicht ganz überraschend: „Wir haben schon seit acht Jahren Krieg. Es hat sich in den vergangenen Monaten schon abgezeichnet. Dennoch hat keiner damit gerechnet, dass Putin gleich die ganze Ukraine angreifen wird“, erzählt Brunner, der in Dnipro – 200 Kilometer von der Front entfernt wohnte.

Gut vorbereitet

Schon Wochen vor dem Einmarsch hätte er sich einen Notfall-Plan zurechtgelegt: „Wir hatten Koffer mit den wichtigsten Sachen gepackt. Zwei Wochen vorher haben wir die wichtigsten Dokumente abfotografiert.“ – Und sie schickten ihre beiden Kinder – die dreieinhalb Jahre alte Tochter und den neunjährigen Sohn – nur wenige Tage vor Kriegsbeginn auf „Urlaub“ zu ihren Großeltern nach Oberösterreich. „Das hat sich als goldrichtig erwiesen“, so Brunner im KURIER-Gespräch.

Denn plötzlich ging alles ziemlich schnell: „Ein Kollege aus Belgien rief mich um fünf Uhr Früh plötzlich an, dass sie die ganze Ukraine bombardieren.“ Kurzerhand machte er sich auf den Weg zur Farm, um dort alles zu regeln. Am Freitag setzten  sich er, seine Frau und eine Nichte schließlich ins Auto, um sich nach Österreich aufzumachen.

Tee und frische Äpfel

Ihr Weg führte dabei durch Moldawien und Rumänien – im Gepäck zwei Diesel-Kanister. Gebraucht haben sie diese aber nicht: „Wir hatten zwar lange Autokolonnen, es gab aber keine Panik, kein drängeln, es war ganz ruhig. Auch an den Tankstellen lief alles reglementiert ab“, erzählt Brunner.

Dankbar ist dieser für die Hilfsbereitschaft. „Bei der ersten Tankstelle in Moldawien gab es gratis Tee, Wasser und frische Äpfel. In Rumänien warmes Essen.“ Ein Hotel hätte ihnen eines der Zimmer nicht einmal verrechnet.

Am Sonntagabend kamen sie schließlich bei seinem elterlichen Hof in St. Florian (Bezirk Linz-Land) an. „Wenn es die Sicherheitslage zulässt, gehen wir auch wieder zurück in die Ukraine und helfen beim Aufbau“, so Brunner.

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