Millionengrab Multiversum: Ein Schuldspruch, neun Freisprüche

Millionengrab Multiversum: Ein Schuldspruch, neun Freisprüche
Ehemaliger Geschäftsführer zu 18 Monaten bedingt verurteilt; nicht rechtskräftig.

Es ist ein Finale, auf das nicht nur der ehemalige Tischtennis-Weltmeister Werner Schlager gerne verzichtet hätte. Der ehemalige Spitzensportler und neun weitere Angeklagte (darunter der ehemalige Schwechater Bürgermeister und SPÖ-Nationalratsabgeordnete Hannes Fazekas sowie zahlreiche (Spitzen-)Beamte aus dem Sportministerium) haben am Freitag schon 12 Verhandlungstage im Großen Schwurgerichtssaal des Landesgerichts für Strafsachen in Wien hinter sich. Ihnen wurde rund um das missglückte Millionenprojekt Multiversum unter anderem schwerer Betrug und Untreue vorgeworfen.

Freitagnachmittag erfolgte die Urteilsverkündung: Neun der zehn Angeklagten wurden freigesprochen - unter ihnen auch Tischtennis-Weltmeister Schlager. Nur der ehemalige Geschäftsführer des Multiversum, der auch stellvertretender Stadtamtsdirektor von Schwechat war, wurde wegen Untreue (rechtswidrig vergebene Darlehen) und Urkundenfälschung schuldig gesprochen. Er hatte im Vorfeld eine Teilschuld zugestanden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Zerplatzte Träume

Es war ein Traum, der die Angeklagten vor die Richterin brachte. Und zwar der einer Sportstätte, die international Beachtung findet. Mit dem Weltmeister Schlager als Aushängeschild. Die Werner-Schlager-Akademie in Schwechat sollte Teil des Multiversums sein. Dazu gehörte auch eine Veranstaltungshalle.

Millionengrab Multiversum: Ein Schuldspruch, neun Freisprüche

Tischtennis-Weltmeister Werner Schlager sollte das Aushängeschild sein

2011 wurde eröffnet. Übrig blieb ein finanzieller Scherbenhaufen. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen sollen Millionen an Förderungen erschlichen worden sein.

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Euphorisch

Die Euphorie nach Schlagers Weltmeistertitel war enorm. Und auch der politische Wille war da – es sollte etwas Großes entstehen. Der damalige SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer stand genauso hinter dem Projekt wie der damalige SPÖ-Sportminister Norbert Darabos. Daher hätten die Beamten auch im "vorauseilenden Gehorsam" Förderungen zugesagt, für die die Voraussetzungen fehlten. "Man wollte das Projekt größer darstellen, als es eigentlich war", warf die Staatsanwaltschaft unter anderem der Gemeinde Schwechat vor. Ex-Bürgermeister Fazekas wies alle Schuld von sich.

Millionen flossen in das Projekt. Und das, obwohl mit völlig unrealistischen Zahlen geplant wurde, Beschlüsse fehlten. So ging man etwa von 70 Prozent Auslastung der Mehrzweckhalle aus. Genutzt wurde sie tatsächlich 15 bis 25 Tage im Jahr. Die Gemeinde Schwechat konnte nicht, wie erforderlich, einen Teil der Investitionen selbst finanzieren. Und so wurde ein Leasingmodell erfunden, das die Gemeinde monatlich 150.000 Euro kostete. Zum Vergleich: Das Jahresbudget der Gemeinde beläuft sich auf 80 Millionen. "Die Rechnung konnte nicht aufgehen", sagte die Staatsanwältin.

Dennoch: Claudia Moravec-Loidolt, die Vorsitzende des Schöffensenats, war sicher: Ein Täuschungs- und Betrugsvorsatz lag nicht vor.

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