Millionen Schaden: Betriebe kämpfen nach Hochwasser ums Überleben
Ausnahmesituation herrschte in Niederösterreich am Freitag weiterhin wegen der verheerenden Hochwasser. Zwölf Orte beziehungsweise Gebiete waren nach wie vor schwer oder überhaupt nicht erreichbar. Helferinnen und Helfer sowie Einsatzkräfte waren unter anderem mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Beziffern lässt sich der Schaden, der bei betroffenen Unternehmen angerichtet worden ist, allerdings noch nicht überall, heißt es von der Wirtschaftskammer.
Beim Fleischbetrieb AstroKalb in Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln) setzt man seit Tagen alles daran, dass man bald wieder so normal wie möglich arbeiten kann. „Wir wollen nächste Woche die Maschinen aufstellen und übernächste Woche wieder arbeiten“, sagt der Geschäftsführer Thomas Maurovich. Man sei von den Wassermassen am vergangenen Sonntag vollkommen überrascht worden. Es habe keine behördliche Warnung gegeben.
Sein Schwiegersohn habe noch versucht, die Autos aus dem Hof zu fahren, aber schon das dritte sei aufgeschwommen. „Er konnte sich nur noch aus dem Fenster retten“, sagt Maurovich. „Wir können uns nicht erklären, wie so viel innerhalb von 20 Minuten alles fluten konnte.“ Zirka zehn Lkw sind von den Wassermassen zerstört worden.
„Völlig kaputt“
In Sitzenberg-Reidling befindet sich ebenso ein Standort der Traditionsfirma Wiesbauer. „Der Betrieb ist völlig kaputt, das Wasser stand zwei Meter hoch“, sagt Geschäftsführer Thomas Schmiedbauer. Der Schaden betrage rund 20 Millionen Euro, die vor allem auf Maschinen, 40 Fahrzeuge und kaputte Ware entfallen. „Wir mussten Fleisch und Wurst im Wert von fünf Millionen Euro entsorgen, das tut weh, wenn woanders Menschen hungern“, beklagt Schmiedbauer. Immerhin sei seit Mittwoch – schneller als erwartet – der Betrieb leergeräumt und gereinigt worden.
Nun habe er eine kleine Fläche extern angemietet, wo provisorisch – „wie vor 30 Jahren“ gearbeitet werde. „In 14 Tagen“, so seine Hoffnung, „werden wir 50 Prozent der Bestellungen wieder ausliefern können.“ Vom Standort im Tullnerfeld kommen Waren für Gastronomie und Betriebe. 85 Millionen Euro Umsatz werden dort jährlich erwirtschaftet (von insgesamt 230 Millionen). In sechs bis acht Wochen soll mit geleasten Maschinen und Lkw alles wieder wie gewohnt laufen.
„Extrem dankbar“ ist Schmiedbauer seinen Mitarbeitern, die nun in drei Schichten arbeiten, obwohl sie oft selbst privat von der Flut betroffen sind. Auch wenn ein Teil des Schadens von Versicherungen und Katastrophenfonds abgedeckt sei, werde es noch 10 bis 20 Jahre dauern, bis man sich wirtschaftlich davon erholt habe. Die gute Nachricht: Für die gesamte Branche seien die Auswirkungen der Flut überschaubar, sagt Schmiedbauer, der auch Vize-Obmann des Verbands der Fleischwarenindustrie ist. „Es gibt keine Versorgungsengpässe oder Preiserhöhungen.“
Laut Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer NÖ habe man schon Hunderte Schadensmeldungen „Das ist aber nur der Anfang. Das gesamte Ausmaß wird erst in den nächsten Tagen und Wochen bekannt sein.“ Der Unterstützungsfonds der WKNÖ wurde mit der WKÖ und der SVS pro Schadensfall auf maximal 40.000 Euro verdoppelt. Als Schadensfall gilt dabei jeder einzelne Betriebsstandort. Betroffene Firmen sollen sich an die Bezirksstellen wenden.
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