Mautflüchtlinge ärgern Anrainer im Pulkautal

Mautflüchtlinge ärgern Anrainer im Pulkautal
Kampf gegen den Schwerverkehr auf der B45 im Bezirk Hollabrunn mit verstärkten Kontrollen.

„Wir wünschen uns von den Behörden Schutz unserer Lebensräume“, sagt Peter Engert. Es ist Schutz vor dem Schwerverkehr auf der B45, den Anrainer im Bezirk Hollabrunn fordern. „Täglich rasen Hunderte Lkw durch das Pulkautal. Die Straßen, die nie dafür ausgelegt waren, werden kaputt, die Häuser bekommen Risse, die Lebensqualität einer von Abwanderung betroffenen Region nimmt ab“, schildert Engert, der sich an die Bezirkshauptmannschaft mit der Bitte um beruhigende Maßnahmen gewandt hat.

Bislang wurden diese mit dem Argument abgelehnt, Verkehrszählungen würden belegen, dass sich der Lkw-Verkehr in einem zumutbaren Rahmen bewegt. Gemeinsam mit anderen Organisatoren ließ Engert im August nun durch eine Blockade der B45 in Deinzendorf und Dietmannsdorf aufhorchen. Man richte sich nicht gegen Ziel- und Quellverkehr in der Region, sondern gegen Mautflüchtlinge, betont er. Engert hat in Gesprächen mit Frächtern erfahren, dass nicht wenige Lkw bei Laa/Thaya von der tschechischen Autobahn ab- und bei Freistadt wieder auffahren. Das dauert zwar rund 45 Minuten länger, spart aber 150 Euro Maut.

"Regelmäßige Kontrollen"

„Wenn eine 7,5 Tonnen-Beschränkung utopisch ist, dann wünschen wir uns zumindest regelmäßige Kontrollen. Das allein reicht, um die Lkw auf der tschechischen Autobahn zu halten“, ist Engert überzeugt. Diesen Wunsch will die Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn jetzt nach einer Verkehrsverhandlung in Zellerndorf erfüllen. Denn vor allem in der kleinen Ortschaft klagt man über eine Zunahme des Lkw-Verkehrs in den letzten Jahren.

Limits und Kontrollen

Bezirkshauptmann-Stellvertreterin Renate Giller-Schilk war bei der Verhandlung selbst vor Ort. Sie betont, Verkehrszählungen hätten nach wie vor keine außergewöhnlich hohe Belastung der B45 in Zellerndorf ergeben. „Es ist eher die subjektive Wahrnehmung der Anrainer, die aber natürlich verständlich ist“, sagt sie. Und man habe auch überwiegend österreichische Lkw registriert – vorwiegend Schotter-Transporte – weniger tschechische, berichtet sie. Nichtsdestotrotz sollen nun verstärkte Polizeikontrollen auf der Strecke erfolgen. „Und zwar verdeckt, also nicht mit Einsatzfahrzeugen, sondern mit zivilen Pkw“, kündigt Giller-Schilk an. Auch Radarboxen und mobile Tempoanzeigen seien geplant. Außerdem wird der Lkw-Prüfzug des Landes verstärkt eingesetzt. Ein Fahrverbot über 7,5 Tonnen sei jedoch nicht möglich, weil keine Umleitungsstrecke in der Region vorhanden sei, die den Schwerverkehr nicht in andere Ortschaften verlagern würde.

Tempolimits möglich

Zellerndorfs Bürgermeister Markus Baier (ÖVP) freut sich dennoch über das Ergebnis. „Vielleicht hat die Demo im August mitgeholfen, dass es jetzt Maßnahmen gibt“, sagt er. Auch Geschwindigkeitsbeschränkungen an besonderen Gefahrenstellen oder Fahrbahnteiler seien angedacht, um die Strecke für den Durchzugsverkehr so unattraktiv wie möglich zu machen. „Wir sind ja nicht als einzige Gemeinde betroffen“, betont Baier. Man sei untereinander gut vernetzt und werde weiter für eine Entlastung kämpfen.

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