Liebe und Schnäppchen: Hinter der Verlockung lauern die Betrüger

"Am Schauplatz", "Immer neue Fallen." Nirgendwo kommen Kriminelle leichter und schneller an Geld als über Internet und Telefon. Drei Viertel aller Internetnutzer in Österreich sind schon einmal einer Gaunerei zum Opfer gefallen. Die Täter agieren dabei immer geschickter. Ihre Identität verschleiern sie über ausländische Scheinfirmen. Die staatliche Kontrolle hinkt hinterher. Und die Verfolgung der Abzocker ist schwierig. Noch dazu verdienen Telefongesellschaften und Netzbetreiber oft kräftig mit. Kritiker werfen ihnen vor, mit Absicht wegzuschauen oder sogar gemeinsame Sache mit den Abzocker-Firmen zu machen. Schauplatz- Reporterin Christine Grabner zeigt auf, wie leicht es ist, über eine Scheinfirma ahnungslose Konsumenten abzuzocken.Im Bild: Statt privater Erotik-Kontakte erwarten die Anrufer horrende Telefonkosten. SENDUNG: ORF2 - DO - 28.03.2013 - 21:05 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Telefon und Internet sind eine ideale Spielwiese für rentable Betrügereien.

Das Zeitungsinserat der vollbusigen Hanna war eindeutig – und vertrauenserweckend. Denn die Mittvierzigerin gab eine Festnetznummer als Kontakt an. Die führte allerdings in ein Call-Center. Denn: Hanna wollte sich angeblich vor unseriösen Anrufern schützen. Um die vermeintliche Traumfrau zu kontaktieren, bekam der pensionierte Beamte immer neue Telefonnummern – und tappte so in die Mehrwegnummern-Falle. Innerhalb weniger Wochen war er um ein paar Tausend Euro ärmer.

Telefon- und Internetbetrügereien boomen. „Das Spektrum wird breiter“, sagt Betrugsermittler Klaus Kahn. Die Palette reicht von getürkten Internet-Shops mit (nie gelieferten) Waren zu Schnäppchenpreisen über Mails mit Gewinnbenachrichtigungen oder Datenklau. Aber auch soziale Netzwerke bieten den idealen Nährboden für Betrug.

„Das Ausforschen der Hintermänner ist nicht immer möglich“, gibt Kahn zu. Denn: Die Übeltäter sind international, verwenden Verschleierungstaktiken und Anonymisierungs-Software. „Und am Ende der Ermittlungen steht dann vielleicht ein Vertrag, der mit einem gefälschten Dokument abgeschlossen worden ist.“ Im Vorjahr allerdings gelang den Ermittlern ein großer Erfolg. Eine deutsch-österreichische Gruppierung lockte Bankkunden auf eine gefälschte Bank-Homepage und stahl persönliche Daten. Schaden: Mehr als 180.000 €. Einer der Täter saß in einem Kinderzimmer im Weinviertel. Im Vorjahr wurden 5070 Internet-Betrügereien angezeigt.

Die Arbeiterkammer Wien rät: Nie finanzielle Vorleistungen erbringen, keine Kontodaten via Mail- oder Telefonanfrage bekannt geben. Und keine Kredite im Internet aufnehmen. Selbst dann, wenn auf der Homepage eine Empfehlung der AK zu sehen ist. „Vor diesem Kreditvermittler haben wir sogar gewarnt. Der Rechtsanwalt ist eingeschalten. Aber wir finden keine Adresse, um das Schreiben zustellen zu können“, sagt Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic.

Christine Grabner ist heiß begehrt. Die ORF-Redakteurin bekommt seit Wochen eindeutige Angebote per Telefon und SMS. Denn Grabner hat zu Recherche-Zwecken auf ein Zeitungsinserat geantwortet. „Ich wurde immer weiter verbunden. Aber es war offensichtlich immer dieselbe Frau am Apparat – mit unterschiedlichem Akzent.“ Die Frau mit der 0900er-Nummer dürfte Gefallen an ihr gefunden haben. Denn sie meldet sich täglich mindestens zwei Mal.

Grabner hat für „Am Schauplatz“ drei Fälle recherchiert, bei denen Österreicher in Internet- und Telefonbetrugsfallen getappt sind. Die vollbusige Hanna ist nur einer davon. Eine Salzburger Familie hat ein Gewinnschreiben einer seriösen Lotterie bekommen – das war allerdings gefälscht, die Homepage der Firma nachgebaut. Für den versprochenen Gewinn entlockten die Abzocker der Familie viel Geld. Und auch einer Frau, die im Internet auf das Kredit-Angebot einer Schweizer Bank reinfiel, blieben nur Spesen.

„Es ist erschreckend, wie einfach das ist. Und wie schlecht die Kontrollen funktionieren“, sagt Grabner. Sie hat den Selbsttest gemacht, gab sich als Vertreter einer britischen Firma aus und beantragte bei einem Telefonanbieter acht Mehrwert-Nummern. Ohne Probleme. „Es interessiert niemanden, was du damit machst. Schließlich machen die ja Umsatz damit.“

TV-Tipp: Am Schauplatz, „Immer neue Fallen“, heute um 21.05 Uhr in ORF 2. Mehr Informationen dazu hier.

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