Leere Betten in Altenheimen: Es fehlt an Personal

Close-up of senior woman's hands
Den Seniorenheimen fehlen Mitarbeiter - freie Plätze können nicht belegt werden.

Leere Stockwerke in mehreren Pflegeheimen, 30 leer stehende Zimmer im Altenheim im Innsbrucker Stadtteil Pradl und 140 nicht belegbare Betten in Pflegeheimen in ganz Tirol stehen für ein österreichweites Problem: Es fehlt an Pflegepersonal.

Laut ORF Tirol spitzt sich die Lage zu: Schwache Geburtenraten und eine alternde Gesellschaft stellen das Pflegesystem vor große Herausforderungen. Tirol kämpft außerdem mit einem Mangel an Pflegekräften.

Der Fachkräftemangel ist aktuell besonders stark bei Assistenzberufen erkennbar. Hier wären in Tirol an die 170 Stellen frei, wo Pflegekräfte Fuß fassen könnten, erklärt Robert Kaufmann von der ARGE Tiroler Altenheime dem ORF.

Aufgrund des Wegfalls des Pflegeregresses – dem  Rückgriff auf privates Vermögen – im Jahr 2018 ist die Nachfrage nach Heimplätzen erheblich gestiegen.

Somit steigt auch der Bedarf an Pflegepersonal – 9.121 zusätzliche Kräfte werden laut einer Studie der Gesundheit Österreich GmbH in Wien bis 2030 alleine in der Langzeitpflege benötigt. 

Bis zum Jahr 2050 sei in ganz Österreich mit einem Anstieg zu pflegender Menschen von  450.000 auf 750.000  zu rechnen. Mehr als 50.000 zusätzliche Kräfte würden laut Caritas  landesweit  benötigt.

Auch in Kärnten gibt es einen Mangel an Personal. Jedoch ist dieser eher auf die ländlichen Regionen beschränkt. Vor allem in den Ballungsräumen konnten die größeren Krankenhäuser den Pflegedienst durch zusätzliche Angebote (z.B. Betriebskindergarten) attraktivieren.

Lage im Westen

Die Gewerkschaftsvorsitzende Barbara Teiber meinte zu der Situation in Tirol: „Nach unseren Informationen gibt es den Mangel in ganz Österreich. Man kann aber durchaus sagen, dass es im Westen kritischer ist.“

Seniorenschlössl Atzgersdorf

Bis 2050 ist mit einem Anstieg pflegebedürftiger Menschen von derzeit 450.000 auf 750.000 zu rechnen.

 

Ganz so drastisch sei die Lage in Wien noch nicht, teilt auch eine Sprecherin des Fonds Soziales Wien auf KURIER-Nachfrage mit. „Aber während der Weihnachtsfeiertage und in der Grippezeit konnten auch wir einige an sich freie Plätze nicht belegen, weil kein Personal da war“, sagt die Sprecherin.

Grundsätzlich würden in den Wiener Heimen Plätze frei sein, nur wenn man in ein bestimmtes Heim wolle, könne es zu Wartezeiten kommen.

Auch in Niederösterreich habe man derzeit noch genug Personal, sagt ein Sprecher der Landeskliniken. Man müsse aber etwas unternehmen, sonst habe man in zwei bis drei Jahren einen Notstand. Die „Pflege-Helden“-Kampagne, die junge Menschen in Pflegeberufe bringen soll, werde auch 2020 weitergeführt und stoße auf „fruchtbaren Boden“, so der Sprecher.

Regierung will handeln

Ob der Bedarf an zusätzlichen Pflegekräften mit Absolventen der Ausbildungen im Pflegebereich abgedeckt werden kann, ist fraglich. Wenig Wertschätzung und kein üppiger Lohn seien laut Kaufmann daran Schuld. In Wien habe man laut Fonds Soziales Wien bereits erste Maßnahmen ergriffen: Im Februar oder März soll eine entsprechende Schule eröffnet werden.

Im Burgenland  haben pflegende  Angehörige die Möglichkeit, sich  vom Land anstellen zu lassen. Nach Ende der privaten Pflege wird dann auch eine vollwertige Heimhilfeausbildung finanziert, um zusätzliches Pflegepersonal zu lukrieren. Zudem wird die Diplomausbildung ab 2024 durch das Bachelorstudium „Gesundheits- und Krankenpflege“ an der FH Burgenland ersetzt.

Seniorenschlössl Atzgersdorf

Den Pflegeheimen fehlt es an Personal.

Und auch die Bundespolitik will handeln: Der neue Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte direkt nach der Angelobung die Pflege als größte thematische Herausforderung seines Ressorts genannt. Im Regierungsprogramm wird eine grundlegende Reform der Pflege angekündigt.

Ziel ist neben der Einführung eines Pflege-Daheim-Bonus für Angehörige etwa ein pflegefreier Tag pro Monat als Unterstützung und Burn-out-Prophylaxe. Zudem sollen die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf verbessert und die mobile Pflege und Betreuung ausgebaut und weiterentwickelt werden.

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