Wieso das Lastenrad in Wien boomt - und wie man eine Förderung erhält
In Wien sind so viele Transportfahrräder unterwegs wie noch nie. Das hat vor allem mit den guten Förderbedingungen zu tun. Wer Lastenräder kauft und wo sie fahren.
Eine halbe Million ist noch da. Wahrscheinlich. Und auch nur ungefähr, denn genauere Angaben darüber, wie viel noch drin ist im Fördertopf für die Anschaffung eines sogenannten Transportfahrrads, will die Mobilitätsagentur nicht machen.
Jedenfalls wurde seit Oktober des Vorjahres 730 Mal um eine Förderung für die Anschaffung eines Lastenfahrrads in Wien angesucht. Das sind jetzt, acht Monate seit Bestehen der Förderung, schon mehr als im ersten Förderzeitraum 2020/2021. Da wurden insgesamt 614 Lastenräder gefördert.
Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, der hat vielleicht schon bemerkt, dass Lastenräder auf den Radwegen keine Ausnahmeerscheinung mehr sind. „Das Transportfahrrad ist mittlerweile Teil des Wiener Stadtbilds“, sagt Martin Blum, Fahrradbeauftragter und Geschäftsführer der Mobilitätsagentur. Im Oktober ging die Förderung für die Anschaffung eines Lastenfahrrads in eine Neuauflage. 1,3 Millionen Euro hat der Gemeinderat dafür bereitgestellt – so viel wie noch nie. Die Förderung läuft bis 2026, dass sie jetzt schon die alte überholt hat, hat aber auch ihn überrascht.
Wer fährt überhaupt ein Lastenrad?
Aber wer fährt eigentlich so ein Lastenrad – und wo? Der KURIER bat die Mobilitätsagentur um Daten – und die zeigen: Lastenradfahrerinnen und -fahrer sind jung, haben Familie und wohnen im 2. Bezirk.
Aber der Reihe nach: Von den bisher 730 Anträgen auf Förderung eines Lastenfahrrads wurden 114 in der Leopoldstadt gestellt (siehe Grafik). Damit liegt der 2. Bezirk mit großem Abstand an erster Stelle – vor Ottakring (mit 48 Anträgen), Penzing (47) und Währing (46). Das Nordbahnviertel, ein bei Familien beliebtes Wohngrätzel, die Nähe zum Prater und zur Donauinsel haben laut Mobilitätsagentur damit zu tun. Und: Im 2. Bezirk erkennt die Mobilitätsagentur bereits einen Nachahmungseffekt. Dass dort viele auf Lastenrädern unterwegs sind, bringt andere dazu, sich auch eines zuzulegen.
Zwischen 31 und 40 Jahre alt
Was die Verteilung nach Altersgruppen betrifft, zeigt sich ein eindeutiger Trend: Mehr als 400 Anträge wurden von Personen zwischen 31 und 40 Jahren gestellt. Die Mobilitätsagentur führt das auf ein sich änderndes Mobilitätsverhalten zurück, das für viele mit der Familiengründung einhergeht. Familien, vor allem solche mit kleinen Kindern, haben gemeinhin im Alltag viel Zeugs zu transportieren. „Für viele ist nun das Transportrad ein wichtiges Fortbewegungsmittel und ersetzt vielfach ein eigenes Auto.“
Trend zum Kompaktrad
Bei der Art von Lastenrädern wird grundsätzlich unterschieden zwischen: einspurig oder mehrspurig, mit Transportbox oder ohne, mit Ladefläche vorne oder hinten, mit Elektroantrieb oder ohne.
Am bekanntesten sind jene mit der Kiste – und das sind auch die mit dem meisten Fassungsvermögen. Allerdings: Sie sind nicht ganz einfach zu fahren und etwas klobig. Wohl deshalb sind auf den Radwegen immer öfter sogenannte Longtail-Bikes zu sehen.
Diese Räder haben einen verlängerten Radstand und oft einen überlangen Gepäckträger, auf den bis zu zwei Kindersitze montiert werden können. Noch überwiegen die Lastenräder mit der Ladefläche vorne (68 Prozent). Aber: „Der Trend geht zum Kompaktfahrrad“, sagt Blum.
Grund für die steigende Zahl an Lasten-E-Bikes in Wien sind wohl die Förderungen. Bund wie Stadt fördern die Anschaffung eines Lastenrads mit E-Motor mit jeweils bis zu 1.000 Euro (siehe Grafik).
Bei günstigen Rädern macht das den überwiegenden Teil des Kaufpreises aus. Kompakte Lastenräder sind aber oft von den Förderkriterien ausgeschlossen. Kritik daran kann Blum nicht nachvollziehen: „Das Lastenrad muss auch in der Öffentlichkeit als solches erkennbar sein“, sagt er. „Und die Förderbedingungen sind sehr attraktiv.“
Mobilitätsagentur
Die Stadt Wien fördert die Anschaffung eines Lastenrades mit E-Motor mit 50 Prozent des Kaufpreises und maximal 1.000 Euro. Bei Rädern ohne E-Motor sind es maximal 800 Euro. Voraussetzung ist der Hauptwohnsitz in Wien und dass man das Fahrrad mindestens zwei Jahre behält. Details: www.fahrradwien.at/transportfahrrad/foerderung/
Bund
Auf Bundesebene besteht eine Förderschiene für (E-)Transporträder und (E-)Falträder. Auch hier beträgt der Förderbetrag maximal 1.000 Euro und maximal 50 Prozent des Kaufpreises. Voraussetzung für den Erhalt der Bundesförderung ist ein Ökostrom-Anschluss. Pro Haushalt wird außerdem nur ein Lastenrad gefördert.
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