Salzburger Landesrat überwies Betrügern 600.000 Euro

Salzburger Landesrat überwies Betrügern 600.000 Euro
Cybercrime-Delikte explodieren. Dass es wirklich jeden treffen kann, zeigt ein prominenter Fall aus Salzburg.

Am Freitag wurde sie offiziell präsentiert: Die neue schwarz-blaue Salzburger Landesregierung. Angelobt werden die vier ÖVP- und drei FPÖ-Regierungsmitglieder am 14. Juni bei der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Landtags.

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Unter ihnen ist auch Christian Pewny (FPÖ). Bisher Bürgermeister von Radstadt und Fahrschulbesitzer. In der Regierung wird der 55-Jährige als neuer Landesrat für die Ressorts Soziales, Lebensmittelaufsicht, Regionalentwicklung und EU-Regionalpolitik, Lehrlingsförderung und Verbraucherschutz zuständig sein. 

Und gerade beim Verbraucherschutz weiß der 55-Jährige wovon er spricht. Denn der Ex- Nationalratsabgeordnete wurde selbst im Jahr 2020 Opfer von Betrügern.

Pewny bestätigt dies in einem Telefonat mit dem KURIER am Donnerstag. "Ja, aber das Thema ist für mich abgeschlossen. Allerdings werde ich die Erfahrungen sicher in mein Amt mitnehmen", erklärt der noch amtierende Bürgermeister von Radstadt.

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Er könne sich vorstellen Informationsabende für die Bevölkerung zu organisieren. "Hinter diesen Betrugsmaschen steckt ein System. Das man leider viel zu oft und viel zu spät durchschaut. Das unterschätzt man", erklärt Pewny. Und warnt zugleich: "Das kann jedem passieren."

Schaden in der Höhe von 600.000 Euro

Der FPÖ-Landesrat selbst soll im Jahr 2020 Opfer einer Betrugsmasche geworden sein. Die Schadenssumme belief sich auf 600.000 Euro. Pewny will dazu, verständlicherweise, keine Details nennen. Er war jedoch nicht der einzig Geschädigte. Betroffen waren offenbar etliche Personen von einer Love-Scam-Masche.

Ganz allgemein gesprochen, gaukeln Betrüger bei Love- oder Romance-Scams ihren späteren Opfern die große Liebe vor. Die Kontaktaufnahme erfolgt laut Bundeskriminalamt dabei meist über Soziale Netzwerke, wie zum Beispiel Facebook. Zunächst wird ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, gefolgt von einer Hiobsbotschaft: Die Betrüger geben vor, in einer Notsituation zu sein und dringend Hilfe, in Form von Geld, zu benötigen. Völlig geplant, meist kurz bevor es zu versprochenen Treffen im echten Leben kommen würde. 

Eine Hiobsbotschaft folgt der nächsten

Geldbeträge sollen dann wegen der schlechten Rückverfolgbarkeit per Money-Transfer-Dienst verschickt werden. Wird einmal bezahlt, erfolgt sofort die nächste Hiobsbotschaft und ein weiterer "schwerer Schicksalsschlag" erfordert eine neuerliche Überweisung. In einer Aussendung des Bundeskriminalamts heißt es: "Durch die zum Teil sehr emotionalen Affären wurden so Geschädigte bereits um sehr hohe Beträge betrogen."

60.195 Anzeigen im Jahr 2022

Dass Verbrechen im Netz explodieren, belegt auch die Kriminalstatistik aus dem Jahr 2022. Kam es 2013 noch zu 10.053 Anzeigen in Bezug auf Internetkriminalität, so waren es 2022 insgesamt 60.195 Anzeigen. Ein neuer Höchstwert und ein Plus von 30,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Fast die Hälfte all dieser Fälle entfallen auf Betrugsdelikte.

Auffallend bei Cyber-Crime-Delikten ist die niedrige Aufklärungsquote. Im vergangenen Jahr konnte gerade ein Drittel dieser Fälle - 33,9 Prozent - geklärt werden.

Die Täter sitzen meistens in Callcentern im Ausland. Ausgeforscht und geschnappt, werden sie nur sehr selten.

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