„Hallo Mama, mein Handy ist kaputt“. Diese Nachricht lasen in den vergangenen Wochen viele. Jene, die keine Kinder haben, wissen schnell, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt. Bei anderen wird die Hilfsbereitschaft geweckt – schließlich will man dem eigenen Kind helfen.
Zunächst kam von der „Tochter“ oder dem „Sohn“ eine nette Nachfrage, wie es einem geht. Nach der ersten Antwort ging es aber schnell ums Geld. „Ich müsste für heute zwei Sachen überwiesen, aber da mein Handy kaputt ist, komme ich nicht mehr in meine Apps, kannst du das für mich erledigen?“
Der Rechtschreibfehler in dieser Nachricht könnte auch beim schnellen Tippen passiert sein. Bejaht man die Frage, wird versprochen, dass man das Geld in zwei Tagen zurückbekommen würde, gefolgt von einer Kontonummer. 2.890,30 Euro sollen auf ein Konto überwiesen werden. Nur, wenn man darauf achtet, bemerkt man, dass „ES“ im IBAN für ein spanisches Konto steht.
Schadenssumme unbekannt
Der KURIER bezahlte das Geld natürlich nicht, sondern meldete den Betrug bei der Polizei.
Diese klärt auf: „Es ist immer gut, solche Nachrichten der Polizei zu melden“, sagt Polizeisprecher Daniel Fürst. Oft sind es gestohlene Konten, auf die das Geld überwiesen werden soll.
Obwohl die Nachrichten meist in schlechtem Deutsch geschrieben sind, gibt es laut Polizei leider immer noch viele Menschen, die darauf eingehen. Wie hoch die Schadenssummen sind, kann nicht nachvollzogen werden, weil sich viele Menschen nach der Überweisung schämen, hereingelegt worden zu sein und den Betrug erst gar nicht melden.
Ebenso schwierig ist es, herauszufinden, wie viele Menschen überhaupt diese Nachricht bekommen, denn wenn kein Schaden entstanden ist, machen sich die wenigsten die Mühe, damit zur Polizei zu gehen. Dementsprechend schwierig ist es, die Kriminellen zu fassen.
Nachdem auf die Bitte um Geld keine Antwort vom KURIER kam, wurde der Betrüger wütend. Immer wieder folgten Nachfragen, ob das Geld denn schon per Expressüberweisung geschickt wurde – zwei Tage lang.
Callcenter-Mafia
Die Kriminellen sitzen in Callcentern im Ausland und übersetzen die Nachrichten aus ihrer Muttersprache via Internet in jene des Betrugsopfers. Überwiesenes Geld zurückzubekommen, ist fast unmöglich. Die Konten befinden sich in anderen Ländern als die Betrüger selbst und diese versuchen, ihre Spuren im Internet zu verwischen.
„Diese Tricks kommen immer in Wellen“, sagt Polizeisprecher Fürst. „Sobald die Betrüger merken, dass die Leute nicht mehr darauf hereinfallen, versuchen sie einen neuen Trick.“
Wöchentlich berichtet die Polizei von Fällen, bei denen die Kriminellen erfolgreich waren – sie sind den Ermittlern immer einen Schritt voraus.
Wie der KURIER-Test endete? Nachdem das vermeintliche Kind kein Geld bekam, löschte es die Nachrichten. Ohne Kommentar.
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