Martin Eichtinger war Diplomat, bevor er 2018 für die ÖVP in die niederösterreichische Landesregierung wechselte. Deswegen bevorzugt er in der politischen Debatte gemäß seiner ehemaligen Profession meist die verbindenden Worte.
Wenn es aber um das Problem der fehlenden Landärzte geht, dann hat er mittlerweile diese Contenance abgelegt. Zu lange schon würden die Länder hier vom Bund hingehalten werden. Eichtinger: „Jetzt wäre es endlich an der Zeit, dass da etwas weitergeht.“
Angesprochen fühlen muss sich sein Parteikollege, Wissenschaftsminister Heinz Faßmann. An ihm würde es liegen, dass etwa Landarztstipendien mit österreichweit einheitlichen Tarifen eingeführt würden. Mit dem Ziel, dass sich angehende Mediziner verpflichten müssten, ein paar Jahre eine Landarztpraxis zu führen, wenn sie dieses besondere Stipendium in Anspruch nehmen wollten.
Konferenz in Innsbruck
Eichtinger verweist auf das türkis-grüne Regierungsprogramm, wo die Landarztstipendien in der Theorie bereits verankert sind. Und auf den ÖVP-Bundesparteitag in St. Pölten, wo dieses Thema in einem Leitantrag zu finden war und auch einstimmig angenommen worden ist.
Diese Stipendien stehen auch auf der Tagesordnung, wenn sich am Donnerstag die Gesundheitsreferenten der Bundesländer in Innsbruck treffen, wobei ein Teil per Video dazu geschaltet sein wird. Man geht davon aus, dass dieser Punkt wieder einstimmig beschlossen werden wird. Genauso wie der 8-Punkte-Plan für mehr Landärzte, der in Niederösterreich ausgearbeitet worden ist.
Damit die Stipendien rasch Wirkung zeigen, sollte überlegt werden, diese auch all jenen zugängig zu machen, die bereits studieren – wenn sie sich für eine Landarztpraxis entscheiden. So das Ansinnen von Eichtinger.Die morgige Abstimmung ist nicht das erste Mal, dass sich die Bundesländer mit dem Problem der in vielen Gemeinden fehlenden Ärzte beschäftigen.
Nach dem Stipendium will man weiters durchsetzen, dass eine Landarztquote eingeführt wird.
Darunter versteht man die Anhebung der Medizinstudienplätze um rund 5 Prozent. Wobei dieses Mehr an Studenten als Allgemeinmediziner für den ländlichen Raum ausgebildet werden.
Von den Universitäten gab es bisher für die Aufstockung der Studienplätze meist nur ablehnende Kommentare. Wobei immer darauf verwiesen wird, dass es in Österreich ohnehin genug Ärzte gebe. Die Realität in den Bundesländern sieht jedoch anders aus. Da kämpfen Gemeinden darum, verwaiste Arztpraxen zu besetzen. Und sie hoffen darauf, dass zumindest die Stipendien gemäß dem Regierungsprogramm umgesetzt werden.
Kommentare