LAN der Berge: Technik auf der Piste

Im Skiverbund Ski amadé können Datenbrillen gemietet oder gekauft werden, die den Weg zur nächsten Hütte oder schwarzen Piste weisen. Vor allem junge Männer fahren auf die Spielerei ab.
Fehlendes WLAN als Wettbewerbsnachteil. Skibrillen als Navis, Gondeln als Jukebox.

"In 150 Metern links halten": Diese Ansage kommt zwar nicht via Lautsprecher – aber die Daten werden in der unteren rechten Hälfte der Skibrille eingeblendet. Datenskibrille heißt die technische Spielerei, die der Skiverbund Ski amadé anbietet. Und sie kommt an. "Vor allem bei jungen, technikaffinen Leuten, speziell bei jungen Männern", sagt Managing Director Christoph Eisinger.

Die Brille liefert regionsbezogene Infos, misst das Tempo und sie navigiert über die Pisten. "Das trägt zu unserem innovativen Charakter bei", ist Eisinger überzeugt.

Ohne Technik geht nichts mehr. Auch nicht auf der Skipiste. Sämtliche große Skigebiete bieten ihren Gästen WLAN an. In den Berg- und Talstationen sowieso, teilweise auch im Lift und auf beinahe jedem Fleck der Piste.

Schnappschuss

Der Blick aufs Bergpanorama wird auf Facebook gepostet, das Anstoßen beim Après-Ski an die Whatsapp-Gruppe geschickt. "WLAN ist das Erste, wonach die Gäste fragen", sagt Kellnerin Christine von der Schafalm auf der Schladminger Planai. "Ich persönlich bin ja froh, wenn ich einmal im netzfreien Raum bin", lacht Eisinger von Ski amadé. "Aber wenn ich mit meinem Sohn Skifahren gehe, sucht der als Erstes WLAN."

Speziell die Besucher aus dem Ausland wollen darauf nicht verzichten. Der Gruß an die Lieben daheim ist somit nur einen Klick entfernt. Fehlendes WLAN ist ein klarer Wettbewerbsnachteil.

In etlichen Pistenplänen der Betreiber sind WLAN-Hotspots genauso angeführt wie Hütten und Schwierigkeitsgrade der Pisten. "Wir haben schon seit fünf Jahren 400 Hotspots mit je 150 Metern Reichweite", sagt Eisinger. Und die werden auch angenommen. In der vergangenen Saison wurde 33 Millionen Mal darauf zugegriffen.

Ähnlich ist die Situation in St. Johann in Tirol. Annemarie Foidl, Chefin der Angerer Alm, bedauert diesen Trend ein wenig: "Wir setzen in unserer Hütte bewusst auf Tradition und Gemütlichkeit. Uns ist wichtig, dass die Gäste miteinander kommunizieren. Aber auf WLAN können wir nicht verzichten, auch wenn das ein wenig im Gegensatz zu unserem Credo steht. Die Gäste verlangen immer wieder danach, dem tragen wir Rechnung."

Das hat auch Skilehrer Bernhard Kaserer zur Kenntnis genommen. "Die Skifahrer machen bei schönem Wetter viele Fotos und wollen sie sofort posten und mit anderen Menschen teilen." Und selbst beim Check-in im Hotel lautet die erste Frage: "Haben Sie WLAN?". "Die zweite Frage ist dann die nach dem Code. 2018 fällt aber das Roaming, da wird es generell leichter", meint Gernot Riedel, Geschäftsführer des regionalen Tourismusverbandes. Einige Hotelbetreiber setzten bewusst darauf: "WLAN zählt mittlerweile zu den Basics. Unser Konzept sieht vor, dass sich die Gäste im Internet informieren. Daher müssen sie stets online sein. Das Hotel auch", erklärt Daniel Kinast, Leiter des Explorer-Hotels.

Doch schon dreht sich die Digitalisierung weiter. "Nur" WLAN reicht in den großen Gebieten nicht mehr. Die Betreiber sind auf der Suche nach neuen Angeboten. Auf der Schmittenhöhe in Zell/See werden Besucher mit Jukeboxx-Gondeln auf den Berg gebracht. Sechs entsprechende Kabinen gibt es. Die Fahrgäste können sich mit dem Smartphone in das kostenlose WLAN einloggen und werden automatisch mit der Jukeboxx-App verlinkt. Mit der können sie dann ihr Lieblingslied aussuchen und in der Gondel hören.

Auch Ski amadé tüftelt an der nächsten technischen Neuerung – man will den Gästen maßgeschneiderte Angebote liefern und ihnen rechtzeitig mit einem persönlichen Skitagebuch des vergangenen Skiurlaubs wieder Gusto machen.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Apps für Skifahrer und Snowboarder – ein kleiner, unvollständiger Überblick:

iSki Austria Informationen über Hunderte österreichische Ski-Gebiete wie Obertauern, Serfaus-Fiss-Ladis, Ischgl, Saalbach-Hinterglemm oder Arlberg. Infos zu Wetter, Pisten und Liften, Skischulen und Sportgeschäfte (mit Reservierungsmöglichkeiten). Dazu Routenplaner und Livestreams.

Ski Arlberg Interaktiver „Echtzeit-Mountainguide“ mit aktuellen Daten über Lifte, Pisten, Hütten, Wetter. Berechnung der absolvierten Höhenmeter.

QGo Am niederösterreichischen Annaberg informieren sich Wintersportler mit der QGo-App auf dem Handy über die aktuellen Wartezeiten bei den Skiliften.

Skiline Erhebt die absolvierten Höhenmeter, Liftfahrten und Pistenkilometer. Auf speziellen Pisten wird mit der App die Geschwindigkeit gemessen, mit „Skimovie“ wird die Fahrt mitgefilmt – und kann dann als Video verschickt oder gepostet werden. Auf speziellen Fotopoints funktioniert das auch mit Bildern.

Bergfex Aktuelle Wetter- und Schneehöhen zu den meisten Skigebieten. Bei der kostenpflichtigen Variante gibt es detaillierte Schneevorhersagen, stündliches Tageswetter oder Skilehrervideos.

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