Länder-Klimatickets: Im Westen wird am Preis geschraubt
Drei Euro pro Tag für eine Jahreskarte, mit der alle Öffis in ganz Österreich genutzt werden können. Das war die Idee für das österreichweite Klimaticket, das Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) nun ab dem 26. Oktober zumindest in Teilen auf Schiene bringt.
Wie berichtet, sind vorerst nur die sechs Bundesländer im Westen und Süden Österreichs dabei. Die Öffis abseits der ÖBB-Schiene in Niederösterreich, Wien und Burgenland bleiben vorerst noch außen vor.
Dafür kostet das „Klimaticket Now“ im Vorverkauf statt 1.095 Euro (das wären drei Euro pro Tag) nur 949 Euro. Doch was wurde aus den Ländertickets, die laut dem ursprünglich 1-2-3-Ticket genannten Modell nur einen Euro pro Tag – also 365 Euro im Jahr – kosten sollten?
Da ist Vorarlbergs Verkehrslandesrat Johannes Rauch (Grüne) in Vorlage gegangen. Für die Bundesland-Jahreskarte werde es einen Rabatt von 30 Euro geben, kündigte er in der Vorwoche an. Damit sinkt der Preis im Ländle sogar auf 355 Euro.
Das „Klimaticket Vmobil“ ist damit sogar noch günstiger als die Öffi-Karte in Wien, dem einzigen Bundesland, das derzeit einen 365-Euro-Tarif hat. Finanziert wird die Vorarlberger Preisreduktion mit Mitteln aus einem Fördertopf des Bundes, der im Mai mit 100 Millionen Euro gefüllt wurde.
Zur Mitfinanzierung der regionalen Teile des 1-2-3-Klimatickets hat die Bundesregierung im Mai 100 Millionen Euro für die Bundesländer freigegeben. Das Geld wird nach Bevölkerungsschlüssel aufgeteilt. Die Länder sollen damit das Ticket und auch ein etwaiges Mehrangebot im öffentlichen Verkehr bezahlen.
So viel Geld steht den Ländern jeweils zur Verfügung:
Vorarlberg: 4.461.041 Euro
Tirol: 8.507.844 Euro
Salzburg: 6.271.151 Euro
Oberösterreich: 16.745.012 Euro
Wien: 21.452.917 Euro
Burgenland: 3.309.831 Euro
Niederösterreich: 18.931.055 Euro
Kärnten: 6.311.918 Euro
Steiermark: 14.009.228 Euro
Die Bundesländer können mit den Geldern, die nach Einwohnerzahl aufgeteilt werden, entweder die Tarife oder das Öffi-Angebot oder auch beides verbessern. Allein für Vorarlberg stehen 4,46 Millionen Euro bereit.
Flächentickets gibt es auch bereits in Salzburg und Tirol – beide liegen aber mit 595 bzw. 509,40 Euro klar über der Zielvorgabe. Bleibt die Frage, ob sie nun ihre Tarife ebenfalls senken.
„Es ist ein Wettbewerb unter den Bundesländern entstanden, der nicht sinnvoll ist. Aber wir rechnen das gerade durch“, sagt Salzburgs VP-Verkehrslandesrat Stefan Schnöll zum KURIER. Eine Senkung auf 365 Euro sei aber denkbar: „Sollte die Rechnung ergeben, dass das leistbar ist, werden wir es wahrscheinlich machen.“
Zur Vorlage aus Vorarlberg gibt Schnöll aber zu bedenken: "Allein der Pinzgau ist so groß, wie ganz Vorarlberg. Und für den Bezirk haben wir ein 365-Euro-Ticket." Gleichzeitig bedauert der VP-Landesrat aber, dass Wien beim österreichweiten Ticket noch nicht an Bord ist. "Vor allem, weil wir alle seit Jahren die U-Bahn mitfinanzieren", kann er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen.
In Tirol gibt man sich im Büro von Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) noch bedeckt. Die Frage, ob das Geld vom Bund in Tarife oder in das Öffi-Angebot fließt, sei noch Gegenstand von Verhandlungen. Eine Sprecherin von Felipe erklärt dazu lediglich:
„Die in Vorbereitung befindlichen Anpassungen der unterschiedlichen Angebote des Verkehrsverbund Tirol und der Innsbrucker Verkehrsbetriebe sind aktuell in Verhandlung und werden zeitnah vorgestellt.“
Pläne für Steiermark und Kärnten
Für die Steiermark sei ein Preis von 365 Euro „schlicht nicht machbar“, erklärte hingegen SPÖ-Verkehrslandesrat Anton Lang der Kleinen Zeitung. Die Grüne Mark sei eher mit OÖ vergleichbar, wo das Klimaticket 695 Euro kosten soll. Anders als Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Wien müssen alle anderen Bundesländer erst ein günstiges Flächenticket bauen.
In Kärnten wird mit Einführung des österreichweiten Klimatickets jedenfalls noch kein Bundeslandticket kommen, erklärte Adrian Plessin Pressesprecher des Referats Öffentlicher Verkehr und Mobilität von Landesrat Schuschnig (ÖVP) am Dienstag. Es sei jedoch geplant und man gehe davon aus, „dass im heurigen Jahr die Eckpunkte finalisiert werden können und es in 2022 dann auch beim Kunden ankommen wird.“
Der niederösterreichische Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) hat am Sonntag die Einführung des Klimatickets in allen Stufen im Dezember als realistisch bezeichnet.
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