Kostenexplosion lässt den Innsbrucker Bozner Platz wackeln
Im Sommer sollten eigentlich die Bauarbeiten am Innsbrucker Bozner Platz beginnen. Der zentrale Platz, der jeden Tag von über 10.000 Fußgängern und 8.000 Fahrzeugen passiert wird, soll zu einer Begegnungszone werden. Aber der vom Gemeinderat im Herbst 2021 eingezogene Deckel für die Baukosten des Projekts wird, wie berichtet, deutlich gesprengt.
Am Tag nachdem Bürgermeister Georg Willi und Verkehrsstadträtin Uschi Schwarzl (beide Grüne) den Mandataren die neuen Zahlen präsentiert haben, war Feuer am Dach. Die mit fünf Millionen Euro limitierten Baukosten halten selbst bei einer vorgestellten abgespeckten Variante nicht.
Wird das Siegerprojekt eines Realisierungswettbewerbs umgesetzt, belaufen sich die Baukosten samt Indexierung für 2023/24 und einer Reserve auf rund 8,5 Millionen Euro, die Gesamtkosten (inklusive Planung) auf 9,25 Millionen Euro.
„Das ist kein Top-Management, das ist nur noch Pfusch am Bau, was hier die Grünen in Innsbruck betreiben“, ärgerte sich ÖVP-Klubobmann Christoph Appler am Dienstag. „Es ist schon erschütternd, was das jetzt für Dimensionen annimmt. Da kann man nicht einfach sagen: Passt schon“, kommentiere Für-Innsbruck-Klubobmann Lucas Krackl die Kostenexplosion.
Noch keine Festlegung
Beide Fraktionen gelten eigentlich als Unterstützer der Umgestaltung, die von den Innenstadt-Kaufleuten seit Jahren gefordert wird. Doch ob, ÖVP und FI den nun veranschlagten Kostenrahmen mittragen, ist ungewiss. Richtung Stadtchef Willi meint Krackl: „Das hätte sein Projekt werden können. Jetzt schaut es aus, als würde es wieder nichts werden.“
Seine Fraktion müsse sich erst beraten, wie sie entscheidet. Aber für den FI-Klubobmann stellt sich einerseits die Frage, „ob die Menschen Verständnis haben, wenn man so ein großes Projekt macht“. Es zudem mit einer eventuell kleinen Mehrheit „durchzutragen, ist schwierig.“
Die ÖVP will „im Klub ausführlich diskutieren, wie es weitergehen kann und welche politischen Konsequenzen zu ziehen sind“, legt sich Appler noch nicht fest.
Die FPÖ und andere Fraktionen, die von Anfang an gegen das Projekt waren, sehen sich bestätigt. „Die Grünen überholen so manche Vorgängerregierung mit links, wenn es um Steuergeldverschwendung für Prestigeprojekte geht“, urteilt FPÖ-Vize-Bürgermeister Markus Lassenberger.
Grüne Kritik
Kritik kam am Dienstag aber auch vom Sprecher der Grünen Wirtschaft, Michael Carli, der eine Nachdenkpause beim Projekt Bozner Platz einforderte: "Wenn man aus der leidigen Geschichte mit den massiven Mehrkosten für den Patscherkofel etwas gelernt hat, dann sollte man die damals gewonnene Erkenntnisse bei diesem Projekt zur Anwendung bringen."
Der Neubau der Patscherkofelbahn war seinerzeit zum Millionen-Debakel geraten. Die Grünen hatten in der Folge gemeinsam mit der Opposition ihre damalige Koalitionspartnerin, Ex-Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, als Vize-Bürgermeisterin abgewählt.
Carli zeigte sich erstaunt, dass man den Innsbrucker Gemeinderat nicht gleich über die echten Kosten informiert hat. Er fühle sich an die damalige "Punktlandung der Bürgermeisterin Oppitz-Plörer erinnert", so der Sprecher der Grünen Wirtschaft.
Peinlich oder unprofessionell
Er geht hart mit den grünen Verantwortlichen in der Stadtregierung ins Gericht: "Hat man die Gesamtkosten zum Zeitpunkt des Gemeinderatsbeschlusses nicht gekannt, ist das peinlich und wenn doch, dann ist das - zumindest - sehr unprofessionell."
Eine Nachdenkpause und eine Neubewertung des Projektes sei jedenfalls sinnvoll: "Dabei fällt auch niemandem ein Stein aus der Krone."
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