Bei der Grillmeisterin, die seit zehn Jahren eine Grillakademie betreibt, besuchen mehr Männer die Kurse – etwa 20 Prozent seien Frauen. Das würde aber keinesfalls die Realität abbilden. „In Gesprächen erzählen mir viele andere Frauen, dass sie selbst grillen“, so Haybäck, nur wenige würden einen Kurs machen, weil sie unter anderem „die Erfahrungen aus der Küche mitnehmen“. Dennoch hat sie vor Jahren einen Kurs explizit für Frauen kreiert – ohne Bier, die Rezepte „leichter und verspielter“. „Ich dachte mir, dass mehr Frauen kommen, wenn keine Männer da sind“, so Haybäck.
Ein Erfolg – aber nur marketingtechnisch. Der Frauengrillkurs wird wenig gebucht. Wichtig ist er dennoch: „Es hat dazu geführt, dass viele sich dachten und denken: ‚He cool, Frauen grillen auch‘“, erzählt sie. Auf Nachfrage führt sie die Rezeptwahl für ihren Frauengrillkurs aus – mehr Gemüse, weniger fettreiche Soßen. „Frauen essen keinen Teller voll Fleisch, sie brauchen etwas dazu“, ist sie überzeugt. Die Gründe dafür seien dahingestellt. „Vielleicht ist es, weil wir immer eingetrichtert bekommen, dass wir schön und schlank sein müssen“, sagt sie. Auch bei ihr selbst stellt die Profigrillerin fest: „Möglicherweise könnte ich Fleisch alleine essen, aber innerlich schreit alles in mir, dass ich etwas Gesundes dabei haben muss.“
Bei ihren gemischten Grillkursen gibt es vier Typen: Der Mann, der grillen lernen möchte. Das Pärchen, bei dem er grillt und sie den Rest macht – also Beilagen vorbereitet (die dann auch gegrillt werden) oder würzt. Das Pärchen, bei dem Grillen eine gemeinsame Leidenschaft ist. Und der vierte, seltene Typ: Die Frau.
Auch die Gründe, warum man lieber die Grillzange in die Hände eines anderen legt, sind vielseitig. Bei den einen ist es die Angst vor Gas. „Viele möchten auch kein Feuer machen, es ist gefährlich und es ist schmutzig“, sagt Haybäck. Und es ist heiß, besonders an einem Sommertag, das kann mitunter „körperlich sehr anstrengend sein“.
Von Frauen höre die Expertin aber immer wieder auch einen weiteren Grund: „Um Gottes Willen, ich will es nicht lernen, weil dann muss ich das auch noch machen.“ Dieses Argument entkräftet Haybäck aber dann immer damit: „Das Putzen der Küche fällt weg, es spritzt in die Wiese.“ Auch der Griller müsse nicht aufwendig gesäubert werden – ausräuchern und auswischen würden (meistens) reichen.
Während sich alle einig sind, dass das Grillen boomt und immer ausgefallener betrieben wird, wird nicht nur um die perfekte BBQ-Sauce gestritten, sondern auch darüber, wer grillt. „Frauen und Grillen – ich weiß nicht, ob es jemals aufhört zu polarisieren“, meint Haybäck.
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