Nationalpark-Direktor Rupitsch: „Klimawandel trifft die Berge hart“

Nationalpark-Direktor Rupitsch: „Klimawandel trifft die Berge hart“
Der Nationalpark Hohe Tauern feiert sein 40-Jahr-Jubiläum. Nationalpark-Direktor Peter Rupitsch über Klimawandel und Pioniergeist.

Von Anja Kröll und Hannes Wallner

Man muss nicht in Heiligenblut am Fuße des Großglockners gewesen sein, um das Dorf zu kennen. Zumindest diese eine Ansicht, an der keine Postkarte aus der 1.000-Einwohner-Gemeinde im Kärntner Mölltal vorbeikommt: Die Kirche von Heiligenblut, dahinter mächtig aufragend der Großglockner. Dabei ist Heiligenblut so viel mehr als ein Postkartenmotiv. Es ist die Wiege des Nationalparks Hohe Tauern.

 

Nationalpark-Direktor Rupitsch: „Klimawandel trifft die Berge hart“

Heiligenblut: Die Wiege des Nationalparks Hohe Tauern.

Hier wurde vor 50 Jahren ein Meilenstein der Naturschutzgeschichte gesetzt. Am 21. Oktober 1971 wurde die Heiligenbluter Vereinbarung unterzeichnet.

„Das war eine Absichtserklärung zur Errichtung eines bundesländerübergreifenden Nationalparks zwischen Kärnten, Salzburg und Tirol“, erklärt Peter Rupitsch, Direktor des Nationalparks Hohe Tauern in Kärnten. Mit einer Amtszeit von 37 Jahren ist er Österreichs längstdienender Nationalpark-Direktor, ganz nebenbei war er auch der erste. Ein Pionier. Ebenso wie Kärnten und seine Rolle in der Geschichte der Nationalpark-Idee.

Nationalpark-Direktor Rupitsch: „Klimawandel trifft die Berge hart“

Peter Rupitsch, Nationalparkdirektor von Kärnten.

Lange Wartezeit

Denn bis aus der Heiligenbluter Vereinbarung Realität und ein echtes Naturschutzgebiet werden sollte, strichen weitere zehn Jahre ins Land. Erst am 15. September 1981 wurde die rechtliche Verankerung des Kärntner Anteils des Nationalparks Hohe Tauern fixiert.

„Der Grund für diese lange Zeitspanne war die permanente Diskussion über die Errichtung von Kraftwerken und der damalige Zeitgeist, dem es entsprach, sich für die Errichtung von Großskigebieten stark zu machen.“ Bis Kärnten im Jahr 1981 einen anderen Weg einschlug. Salzburg und Tirol zogen später nach, und aus dem ursprünglich 195 km² großen Nationalpark in der Glockner- und Schobergruppe entstand der größte Nationalpark im Alpenraum mit insgesamt 1.856 km².

Hat sich der Naturschutzgedanke über die Jahre hinweg verändert? „Da muss man realistisch bleiben. Ganz am Anfang war keiner der Einheimischen für einen Nationalpark aus einem Naturschutzgedanken heraus. Die Kärntner haben „Ja“ zum Nationalpark gesagt, weil er das einzige Instrument war, um die noch letzten unverbauten Flüsse zu schützen“, sagt der 64-Jährige.

Nationalpark-Direktor Rupitsch: „Klimawandel trifft die Berge hart“

Die Pasterze und die Auswirkungen des Klimawandels.

Keimzelle Glockner

Realistisch bleibt Rupitsch auch, wenn er über den Großglockner spricht. „Der Glockner wird für den Nationalpark immer eine Keimzelle bleiben. Er hat aus touristischer Sicht enormes Potenzial, aber es wäre zu wenig, sich auf den Glockner zu verlassen“, sagt der Mann, der sich selbst als „tief verwurzelt“ mit dem Berg bezeichnet. Sein Onkel betrieb jahrelang als Wirt die Adlersruhe. „Meine Mutter hat ihrem Bruder auf der Hütte geholfen und meinen Vater, der aus einer Bergführerdynastie stammt, dabei kennengelernt.“

Rupitsch, der weit über 30 Mal am höchsten Punkt Österreichs stand, verlebte seine Jugend auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, als seine Eltern einen Betrieb pachteten. „Das waren meine schönsten Jugenderinnerungen“, sagt der Mann, dessen Antworten im Gespräch schnell kommen.

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Ihre Pfiffe ertönen am Glockner überall: Murmeltiere

Auch die Antwort auf die Frage, was die größten Herausforderungen für die Zukunft des Nationalparks Hohe Tauern seien, benötigt keine Pause: „Der Klimawandel trifft die Berge besonders hart. Denn die Permafrostgrenze steigt nach oben. Der Permafrost hält die Berge wie eine Art Kleber zusammen. Ist er weg, beginnen sie zu bröckeln. Das mag einem Nationalpark in der Ebene nichts tun, aber für einen mit steilen Hängen, ist es eine Katastrophe“, sagt Rupitsch und untermalt das Gesagte, indem er seine Handfläche von der waagrechten in eine senkrechte Position wandern lässt.

„Ganz abgesehen, was dies für die Tierwelt bedeutet. Ein Steinbock kann nicht ewig weiter nach oben wandern, weil irgendwann ist der Berg aus und somit der Lebensraum für den Steinbock zu Ende“, erklärt der Direktor.

Zu Ende geht im kommenden Sommer auch Rupitsch’s Ära. Was er seiner Nachfolgerin (ihr Name wurde noch nicht bekannt gegeben) mit auf den Weg gibt? „Das soll jeder nach seinem Ermessen gestalten. Die Herausforderungen sind da, und die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Auch nicht im Nationalpark.“

 „Großglockner live im TV“: Auftakt am Freitag (17. 9.) auf SchauTV und krone.tv zeitgleich, ab 20.15 Uhr. SchauTV ist empfangbar über Satellit, Kabel und Online. Weitere Infos unter www.schautv.at

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